Purpendicular

EMI / VÖ: Februar 1996

»Nachdem wir zehn Jahre den schrittweisen Abstieg der Band miterlebt hatten, blühten wir mit diesem Album auf. Wir wurden eine andere Band« hat Roger Glover über Purpendicular gesagt. Nach dem Abgang von Ritchie Blackmore bringt der Amerikaner Steve Morse eine neue Klangfarbe mit:

Mehr bluesige Töne, sogar einen leichten Folk-Touch in ›The Aviator,– und vor allem seine Spielweise, die mit ihren sorgfältig gearbeiteten Flitzefingeretüden zwar weniger genialisch, dafür aber solider und soundbewusster als die seines Vorgängers ist. Morse beflügelt hörbar das Spiel des zuvor schon etwas lustlos agierenden Jon Lord – was besonders bei Konzerten dieser Ära hörbar wird. Purpendicular besticht durch enorme stilistische Vielfalt und eine neu entdeckte Experimentierfreude. Da paart sich ein swingender Groove mit einem Heavy Riff in ›Ted The Mechanic‹, da ist der leichtfüßige Mitschnipp-Drive von ›Rosas Cantina‹ (das nebenbei mal wieder Ian Paice als einen begnadeten Fenmechaniker zeigt) und der dynamische Aufbau des koplexesten Stückes des Albums: ›Sometimes I Feel Like Screamin‹ – von verhalten balladesk bis zur Breitwandkino-Entladung im Refrain. Und Ian Gillan entdeckt, dass weniger Schreien viel mehr sein kann. Ironischerweise kommt das besonders effektvoll gerade in letztgenanntem Song besonders gut zur Geltung. Allein die etwas hausbackene Produktion mag den Genuß ein wenig zu mindern.

9/10