„Wollt Ihr ein bisschen schnippen?“
Das 20. Watthaldenfestival, Ettlingen, Watthaldenpark, 23.6.2013
Programmmacher Dennis Kleinbub hat am Sonntagmorgen gleich die richtigen Worte parat: Auf französisch begrüßt er die Gäste aus Epernay: „Nous avons choisi un programme francais“. In der Tat, beim 20. Watthaldenfestival wird viel französisch gesungen, aber auch englisch und elsässisch. Die junge Singer/Songwriterin Isabelle Gussenmeyer aus dem Elsass beeindruckt durch ihre unbekümmerte frische Art. Sie ist denn auch ein lebendes und lebendiges Beispiel dafür, dass ihre „Sprooch“ noch eine Weile überleben wird.
Kaum hat sie und ihre Band die Bühne geräumt, kommt die große Zeit für die Familien mit kleinen Kindern: da wird gebastelt, und gespielt, und wie der Rattenfänger von Hameln versammelt der schräge Gaukler Schabbernax schnell einen großen Kreis von Kindern um sich. Die können gar nicht so schnell gucken, wie er seine Tricks vorführt: Ein Seil wird im Handumdrehen zu einem harten Stock. Sekunden später fragt er: „Möchte jemand Original-Ettlinger Thermalwasser?“ Er hebt den Krug, von dem alle doch glaubten, er sei leer, und siehe da: Es fliesst Wasser! Wer Chansons liebt, wird unterdessen bedient vom Trio um Jean Paul Distel. Die Musiker verzaubern mit instrumentaler Präzision und einer Mischung aus Heiterkeit und Melancholie. Zwar Franzosen, aber kulturell eher in der anglo-amerikanischen Musik verwurzelt, sind Les Culs Trempés, die bereits zum zweiten Mal hier aufspielen. Gutgelaunte wilde Männer mit Cowboyhüten, die mit viel Körpereinsatz Bewegung ins Publikum bringen. Wenn sie schließlich den alten Gassenhauser „The White Rover“ abfeuern, möchte wohl manch einer gern auf dem Tisch tanzen. Leider traut sich keiner.
Ein bisschen Erinnerung an die Anfänge des Watthaldenfestivals muss sein: Sven Puchelt erzählt dem Publikum von damals, als er mit seiner Band Lismore bei der Premiere 1994 spielte: „Als Dennis uns damals gefragt hat, ob wir mitmachen, waren wir erst ein bisschen skeptisch, ob das in Ettlingen machbar ist, ob da überhaupt Leute kommen. Und dann kamen gleich 3000“. Später kommt Volker Schäfer (damals mit Kleinbub und Harald Hurst Mitinitiator des Festivals) auf die Bühne. Mit von der Partie zwei weitere Gitarristen: Boris Björn Bagger und Michael Rüber. Mit interessanten Arrangements zelebrieren die drei für sie eigentlich Untypisches: Rockklassiker wie Metallicas „Nothing Else Matters“. Für das Festival Untypisches bieten Hawelka aus Stuttgart, der Bandname lässt es ahnen: Es handelt sich um eine Art modernisierte Kaffeehausmusik. „Wollt ihr ein bisschen schnippen?“ fragen sie. Aber sicher wollen sie. Am Stand des Kulturamtes können Buttons erworben werden, um das Festival finanziell zu unterstützen. „Gerade hat einer vier gekauft“ kommt die Meldung. Neben den Buttons gibt es ein „Büchlein“, das die Geschichte des Festivals und der Watthaldenvilla nachzeichnet. Auf der Rückseite sind schwere Quizfragen des Kalibers „Was bedeutet Bleizi Ruz?“ zu finden. Kleinbub und Angelika Schroth vom Kulturamt werden die Fragen kurz vorm Auftritt von Rüdiger Oppermann stellen – und siehe da: Für fast jeden findet sich ein Experte. „Ihr dürft nächstes Jahr wiederkommen“, belohnt Kleinbub die „Gewinner“. Alle werden anschließend belohnt mit dem Auftritt des „deutschen Meisters der keltischen Harfe“. Rüdiger Oppermann und sein Trio spielen eine mal zupackende, mal frei schwebende Musik, die die vielen Klangmöglichkeiten der Harfe nutzt, um in ganz eigene musikalische Stimmungswelten vorzustoßen.