„Everyman“ in Pforzheim: Ein Blick hinter die Kulissen (2019)

„Everyman“ in Pforzheim: Ein Blick hinter die Kulissen (2019)

Mit Energie und Leidenschaft

Notiz: Für die großartige Inszenierung des „Jedermann“-Stoffes am Stadttheater Pforzheim war musikalisch die Kaiserslauterner Progmetal-Band Vanden Plas zuständig. Zusammen mit einem großen Ensemble inklusive Orchester, Opernchor, Tänzern wurde ein opulente Vision geschaffen. Ich konnte im Vorfeld bei den Proben zuschauen und mich ausführlich mit zwei der Hauptdarsteller – Chris Murray und Andy Kuntz – in aller Ausführlichkeit unterhalten. Es war mir ein Fest, bei dem ich wieder mal was gelernt habe. Der Artikel erschien im ROCKS und den BNN in jeweils gekürzter Fassung.

Fotos: Copyricht Sabine Haymann

Vanden Plas sind eine der produktivsten deutschen Progressive Metal Bands. Neben ihren regulären CD-Veröffentlichungen ist die Band um Sänger Andy Kuntz immer wieder an aufwendigen Theater–Projekten beteiligt. Das bislang letzte ist Everyman, die Umsetzung des klassischen Jedermann-Stoffes, derzeit am Theater Pforzheim zu sehen. Ein Blick hinter die Kulissen einer solchen Crossover-Inszenierung.Mehr ansehen

Airey, Don (2018) Hammond-Magie

Airey, Don (2018) Hammond-Magie

One Of A Kind: Kein Egotrip

Er kann offenbar nicht genug kriegen: Deep Purple-Keyboarder Don Airey feiert am 21. Juni seinen 70. Geburtstag. Ruhestand ist allerdings ein Fremdwort für ihn. Kaum tut sich ein Zeitfenster in der Tour der Stammband auf, spielt er sich mit seiner eigenen Band vierzehn Tage quer durch die europäischen Clubs. Obendrein erscheint Ende Mai noch eine neues Soloalbum mit dem Titel One Of A Kind

Erstveröffentlichung im ROCKS Magazin 2018

»Es ist eine Gewohnheit. Wenn man’s nicht macht, vermisst man es. Es hat etwas von Drogenabhängigkeit«, lacht er. »Jack Bruce hat mir mal erzählt, dass er einmal ein Jahr lang nichts gemacht hat, und danach zwei Jahre lang gebraucht hat, um wieder Fuss zu fassen. Wenn man sein professionelles Level halten will, muss man immer vor Publikum spielen.« Das neue Album ist – mehr als alles, was Airey bislang unter seinem Namen veröffentrlicht hat, ein Bandalbum und damit alles andere als der Egotrip eines selbstverliebten Tastnvirtuosen. »Wir haben vor allem auf Melodien Wert gelegt, und versucht, es nicht allzu progressiv klingen zu lassen, immer wieder zum eigentlichen Song zurückzukehren.« Mehr ansehen

BAP – Wolfgang Niedecken Interview (2005)

BAP – Wolfgang Niedecken Interview (2005)

„Dreimal zehn Jahre“ – Die Präsentation

Vorbemerkung: Das ist fast der Wortlaut des Interviews, geführt am Tag der Präsentation von „Dreimal zehn Jahre“ in Köln, im Clubraum Ost, am 16.11.2005. Ich war extra zu dieser Presseveranstaltung angereist, bei der auch reichlich Gelegenheit für erhellende und ausführliche Einzelinterviews war. Damit wir ehrlich bleiben: „Fast“ deshalb, weil meine Fragen nicht druckreif formuliert waren und deshalb nachbearbeitet wurden. Der innere Sinnzusammenhang wurde dadurch nicht verfälscht. Die gelegentliche „kölsche Satzstellung“ bei Wolfgangs Antworten wurde dem Hochdeutschen behutsam angepasst. Die Reihenfolge der Fragen und Antworten wurde an mehreren Stellen verschoben, um dem Ganzen einen besseren thematischen Fluss zu geben. Zwei, drei „Spezialistenfragen“, die mich, aber nicht Euch interessieren, habe ich weggelassen. Das Interview wurde verwertet in Artikeln der Badischen Neuesten Nachrichten, Karlsruhe und Melodie & Rhythmus, Berlin.

Die Idee des Albums war, die Bandgeschichte chronologisch mit den repräsentativen Songs abzubilden, und dabei so zu tun, als seien die Songs gerade in der aktuellen Besetzung entstanden. Vieles klingt ungewohnt, ohne die typischen BAP-Trademarks aufzugeben. So kommt „Anna“ kommt gänzlich ohne Reggae-Grooves aus, „Fortsetzung folgt“ ist härter und schneller, „Kristallnaach“ ist dynamischer, gitarrenlastiger geworden. Der Sound ist durchgehend direkter, roher. Näher an dem, wie BAP schon auf der SONX-Tour klang. Respekt vor den Klassikern und gleichzeitig Aufbruch ins nächste Jahrzehnt. Das steht als ungeschriebenes Gesetz über dem ganzen Projekt. Wolfgang Niedecken wirkt am Erscheinungstag des Albums wie jemand, der sich nicht mehr fragen muss „ob ich jetzt’ do bin, wo ich hinjewollt han“. Da sitzt jemand, der genau weiß, wie er mit seinem bisherigen Lebenswerk umzugehen hat:

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BAP (2005) Drei mal zehn Jahre

BAP (2005) Drei mal zehn Jahre

Bloss keine Nostalgieveranstaltung

Diesen Artikel habe ich 2005 für Melodie & Rhythmus geschrieben, im Vorfeld eines dieser hocherfreulichen BAP-Jubiläen. 2006 wurde BAP 30. Dazu gab es das Album „Dreimal zehn Jahre“, am 14. Januar 2006 begann die Jubiläumstour in der Kölnarena. Zum Erscheinen der Doppel CD gab es eine Präsentation, bei der auch einige der musikalischen Gäste (Thomas D., Marta Jandova, Henning Wehland) vorbeischauten. Wolfgang Niedecken und Michael Nass hatten anschließend viel Zeit, um über Vergangenheit und Zukunft, Erwartungshaltungen und Pläne, Ost und West zu reden….

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BAP (2008) Interview Wolfgang Niedecken

BAP (2008) Interview Wolfgang Niedecken

Radio Pandora. Doppelt hält besser.

Notiz: 2008 veröffentlichten BAP das Album Radio Pandora, in einer Plugged- und einer Unplugged-Version. Allein für die Idee, Jack Kerouacs über fünfzig Jahre altem Urknall aller Roadmovie-Literatur „On the Road“ ein musikalisches Denkmal zu setzten, war eine großartige Idee. Dieses Bebop-geschwängerte Buch mit einer Rocknummer zu würdigen, war ein Hinweis darauf, wie viel Stimmungen diese beiden Alben einfangen. Der Texter Niedecken setzte auf die mal stürmische, mal melancholische Musik, die zum Großteil von seinen Kollegen Helmut Krumminga und Micheal Nass geliefert wurde, mit der Grundhaltung eines skeptischen Optimisten seine Themen „Glaube, Hoffung, Liebe“ ins Werk, wie schon auf dem „Sonx“ Album 2004, aber mit deutlich mehr Zwischentönen, aber ohne überladene Arrangements. Auf dem Unplugged-Album sowieso, denn es wurde fast ohne Overdubs live eingespielt. Bei den Aufnahmen dafür war ich zwei Tage lang „live“ im Studio dabei. Das gespräch mit Wolfgang Niedecken führte ich am 6.5.2008 in Köln, zwischen dem Ende der Seesions  und der Veröffentlichung mit einem Präsentationskonzert  im Essener Programmkino „Lichtburg“. Die Live-Fotos habe ich bei diesem Konzert gemacht. Here we go…..

Das erste was mir auffiel und was mich gefreut hat, war „Wat für e Booch“ – der Rock’n’Roll-Song zu einem Buch, in dem Jazz eine große Rolle spielt.

Als ich das das erste Mal gelesen habe, hab ich den Schriftsteller gar nicht einordnen können. Das war einfach nur ein Buch, von dem ich wusste, da geht’s ab… das war mir empfohlen worden, und zwar im Zusammenhang mit Dylan, damals hat man mir erzählt, dass ein anderes Buch von Kerouac für Bob Dylan sehr wichtig gewesen ist: Dylan ist damals mit „The Subterraneans“ überall rumgerannt. Der deutsche Titel ist ’ne Katastrophe: „Bebop Bars und weißes Pulver“ – warum kann man das nicht einfach „Die Unterirdischen“ nennen? Das hat bei Dylan dann zum „Subterranean Homesick Blues“ geführt… Na ja, Kerouac war das Kultbuch, das musste man lesen. Mir war aber damals nicht bewusst bei dieser Beat Generation, Ginsberg, William Borroughs, dass sich später mal Kontakt mit einem der Jungs haben würde, nämlich mit dem Maler Larry Rivers. Mehr ansehen

BAP: Eine Sommertour-Reportage (2007)

BAP: Eine Sommertour-Reportage (2007)

Anfang Juli 2007: Die „Drei mal zehn Jahre“ Tour neigt sich ihrem Ende zu. Rund 80 Konzerte hat die Band seit den beiden Auftaktkonzerten am 14. und 15. Januar 2006 in der Kölnarena gespielt, dort allein haben 24.000 Fans mitgefeiert, insgesamt haben rund 300.000 Menschen bislang die Jubiläumstour gesehen. Abgesehen von der Hallentournee, die im März bis Sommer 2006 gelaufen ist, liegen die Dates der restlichen Tour relativ locker verteilt.Mehr ansehen

Barclay James Harvest (1999) John Lees und Woolly Wolstenholme

Barclay James Harvest (1999) John Lees und Woolly Wolstenholme

Das Foto: Woolly Wolstenholme, der Autor, John Lees (von links nach rechts)

Through the Eyes of John Lees 

NOTIZ: Das ist ein Interview, das ich mit John Lees und Woolly Wolstenholme vermutlich 1999 geführt habe, als Redakteur des Rundfunksenders „Die Welle“ in Karlsruhe. Ob das so gesendet wurde und warum ich seinerzeit ein Transkript angefertigt habe – ich kann mich nicht erinnern. Ich erinner mich allerdings, mit zwei sehr sympathischen, bescheidenen Herren gesprochen zu haben. Das Album, das sie damals aufnahmen, war allerdings leider nicht so toll. ich habe es ihnen aber – bin ja ganz britischer Gentleman – nicht verraten. Here we go…..

Wie seid ihr wieder zusammen gekommen. Und vor allem Wooly- was hast Du die letzten 20 Jahre, von ein paar musikalischen Lebenszeichen abgesehen, getrieben?

Wooly: Ich habe als Landwirt gearbeitet. Aber irgendwie musste ich jetzt zur Musik zurück. Ich traf John bei einem Jahrgangs-Treffen der Kunstschule wieder. Wir haben ja damals zusammen studiert und die Band gegründet, jedenfalls die Hälfte davon. Die Leute haben John dann gefragt: Was machst Du jetzt- und er sagte: Ich denke, ich mache jetzt ein Album mit Wooly. So hats alo angefangen. Dann machten wir eine Audition für eine Plattenfirma, und haben ein paar Demotapes verschickt. Glücklicherweise haben wir diese Prüfung bestanden.Mehr ansehen

Batt, Mike (1998) Plauderei beim Mittagessen

Batt, Mike (1998) Plauderei beim Mittagessen

Wie ein guter Film mit einer fantastischen Besetzung….

Am Anfang stand die Idee: Die größten Rockhits aller Zeiten mit einem der weltbesten Orchester, und Rockgrößen, die Geschichte geschrieben haben. Und jeder singt den Titel, den er schon immer mal singen wollte. Oder der großartig zu ihm passt. Oder einen seiner eigenen Songs. Mike Batt hatte sie alle zusammengebracht, so unterschiedliche Leute wie John Farnham, Kim Wilde, Joey Tempest, Status Quo, Roger Daltrey oder Brüllwürfel Lemmy von Motorhead. Und dazu das Royal Philharmonic Orchestra. Das Ergebnis hieß Philharmania Vol.1. Wie das magnum Opus entstanden ist, hat Mike Batt mir bei einem Mittagessen irgendwann 1998 verraten. Ich hatte ihn damals für die WELLE, den privaten Rundfunk interviewt, und es war ein höchst vergnüglicher Termin, bei dem er mir auch einige großartige, sehr englische Witze erzählte – die ich leider vergessen habe. Und über Art Garfunkel (für den er „Bright Eyes“ geschrieben hatte, hat er mir eine schöne Anekdote erzählt: Er war mit Garfunkel zum Essen verabredet, und der erschien dann auch pünktlich, allersdings hatte er einen halben Bart, die andere Hälfte war rasiert. Batt fragte ihn also, was das zu bedeuten habe, und Garfunkel habe geantwortet: Oh, er sei ein bisschen spät drangewesen, und habe auf keinen Fall zu spät kommen wollen zu einer Verabredung mit dem Komponisten seines größten Hits…. Von dem Interview sind damals vielleicht drei, vier Schnipsel gesendet worden. Das Transkript (von dem ich heute nicht mehr wiess, warum ich es angefertigt habe) wurde – auch in Auszügen – nie veröffentlicht. Aber jetzt und hier. Here we go…..

In der ersten Phase der Überlegungen- gab es da eine Liste von Songs mit dazugehörigen Sängern? Oder hattest Du bestimmte Stimmen im Kopf und hast Dir dann passende Songs überlegt?

Ganz allgemein waren die Künstler wichtiger als die Songs. Manchmal liefen die Gespräche so ab: Wir hätten gerne, dass Du einen Song singst, welchen hättest Du denn gerne? Oder soll ich etwas vorschlagen? Oder möchtest Du einen Deiner eigenen Songs singen? Manchmal schauten wir auch die Liste der Songs an, die ich schon zusammengestellt hatte, und wenn sie sich nicht sicher waren, sagte ich: Wie wäre es mit dieser oder jener Nummer? Ich sagte dann beispielsweise zu Roger Daltrey, er solle doch bitte „Pictures of Lilly“ singen. Ach, das habe ich schon gesungen, und ich glaube nicht, dass es besonders gut war, winkte er erstmal ab. Was natürlich völliger Blödsinn ist. Und dann hab ich auf der Liste geschaut und „The Boys of Summer“ (von Don Henley) vorgeschlagen, weil ich diesen Titel immer gerne in einer rockigen Uptempofassung gehört hätte. Und er war begeistert.Mehr ansehen

Beggars Opera (2013)

Beggars Opera (2013)

Mit der Zeitmaschine zu Franz von Suppé

Erstmals erschienen im ROCKS Magazin 2013 / Fotos: Archiv Martin Griffiths

 Die schottische Band Beggars Opera begann als Klassik-Interpreten im Stil von The Nice (allerdings mit einer zupackenden E-Gitarre) und entwickelten sich zu Progressiv-Rockern, die Songs mit Hitpotenzial schreiben konnten. Ihren Namen hatten sie John Gays satirischem Singspiel „The Beggars Opera“ von 1727 entlehnt. Ihre ersten drei – die entscheidenden – Alben, zwischen 1970 und 1972 veröffentlicht, wurden zudem von Martin Griffiths‘ ungewöhnlicher Stimme geprägt.Mehr ansehen