Hart, Beth (2018) Schwarzer Kaffee mit Bonamassa

Hart, Beth (2018) Schwarzer Kaffee mit Bonamassa

Never Change A Winning Team

Sie hat es wieder getan: zum dritten Mal hat Beth Hart zusammen mit Joe Bonamassa ein Cover-Album aufgenommen. Black Coffee ist eine Sammlung von neu interpretierten Soul- Songs, erneut produziert von Kevion Shirley. Wieder ging es nicht darum, todsichere Hits zu covern, sondern dem eigenen Geschmack zu folgen.

»Mir war nie so bewusst, was nun wirklich ein Hit war und was nicht. Ich mache einfach am liebsten Sachen, die ich mag – und frage mich: Kriege ich das hin?« Das Album versammelt Songs undter anderem von Edgar Winter, Ray Charles, Etta James, Ella Fitzgerald und Peggy Lee. Ella Fitzgeralds ›Lullabye Of The Leaves‹ lag der Sängerin besonders am Herzen. ›Als ich das hörte, fand ich das Orchester einfach wunderbar. Ich meine, Ella ist immer wunderbar, aber dieses Orchester zusammen mit der Melodie und dem Text – das musste ich unbedingt machen.« Ihre eigene Version ist eher puristisch und sehr zurückhaltend instrumentriert. Mehr ansehen

Hart, Beth: Eine kurze Begegnung (2012)

Hart, Beth: Eine kurze Begegnung (2012)

Eine große Stimme

Dieses Interview erschien Ende 2012 im KURIER. Ich traf diese nette, zurückhaltende junge Frau damals im Renaissance Hotel in  Karlsruhe zum Interview. Vorher hatte ich groooooße Angst vor ihr, weil ich Videos kannte, in denen sie sich auf der Bühne schreiend in Stücke reisst. Kennen lernen konnte ich eine Frau, die so ganz anders war, als ich befürchtet hatte. Das habe ich damals aus dem Interview gemacht.

Beth Hart im KURIER-Interview

Beth Hart – heute 40 Jahre alt – hat eine wechselvolle Karriere hinter sich: 1993 startete sie bei „Star Search“ in den USA, veröffentlichte ihr Debüt und erreichte mit den folgenden Alben in den USA eine wachsende Fangemeinde, kämpfte aber auch mit Alkohol- und Drogenproblemen. Das 21. Jahrhundert erlebt eine cleane Beth Hart, die sich musikalisch immer wieder neu erfindet: Mal ist sie die toughe Rockerin – wie auf „37 Days“ (2007), mal die balladeske Singer/Songwriterin auf „My California“ (2010). Nach ihrem Soul- und Rock Coveralbum „Don’t Explain“ mit Joe Bonamassa im vergangenen Jahr hat sie für sich entdeckt, dass es noch viel mehr Musik gibt, die zu singen lohnt. Ihr neues Album „Bang Bang Boom Boom“ zeugt davon.

Wie kommt es, dass deine Alben der letzten Jahre eine so unterschiedliche Grundfarbe haben?

Man kann Musik nicht vorsätzlich planen, um seinem Publikum zu gefallen. Das ist ein großer Fehler, weil es nicht echt ist. Wenn das Publikum von mir die Farbe lila will, dann kommt das, weil sie diese Farbe gesehen haben, als sie komplett echt war, und drum lieben sie das. Wenn ich ihnen das aber jetzt gebe, aber momentan nicht dahinterstehe, dann werden sie sagen: Ah ja, sie versucht es, aber ich nehm’s ihr nicht ab. Das hat sie doch schon besser gekonnt.

Das neue Album ist sehr vielseitig…

Die Idee des Albums ist: Retro, aber eben nicht 70er Jahre-Rock-Retro. Es geht weiter zurück, zu Soul und Blues und Jazz Ich liebe es, die Stile zusammenzubringen. Als ich zum Beispiel „Spirit Of God“ schrieb, hatte ich das Gefühl, dass ich da gerade eine Art Swing-Nummer schreibe.

Als Du 2010 „My California“ gemacht hast, hat der Produzent gesagt, du solltest das Schreien lassen.

Er wollte ein Konzeptalbum, und ich dachte: es ist ein brillantes Konzept, einfach mal den ganzen schweren Stoff loszuwerden, der sehr schmerzhaft für mich war. Und es macht Sinn, das eben nicht herauszuschreien. Die Platte war auch so eine Art Heilungsprozess. Danach hatte ich dann eine totale Schreibblockade, ich dachte: So, jetzt ist alles raus.

Wie hast Du Dich davon befreit?

Als ich die Platte mit Joe Bonamassa machte, fühlte ich mich beim Singen so wohl, dass ich dachte; Vielleicht kann ich auch so schreiben. Und da war die Blockade durchbrochen, und ich fing an, in diese Richtung zu gehen.

Die Vielseitigkeit hat auch mit deinen musikalischen Vorlieben zu tun. Was hat Dich denn in letzter Zeit begeistert?

Das fing mit Amy Winehouse an. Sie hat mich an die tollen Sänger und Sängerinnen meiner Jugend erinnert. Dann war es das letzte Album von Fiona Apple. Mir kommt es gerade vor, als hätte sie eine ganz neue Musik erfunden. Dann ist da noch Aloe Blaccs Song „I Need A Dollar“.

Wie kriegt man aus so viel unterschiedlicher Musik eine spannende, dynamische Setlist für en Konzert zustande?

So arbeite ich nicht. Es langweilt mich sehr schnell, jeden Abend das Gleiche zu spielen. Es gibt keine Setlist, aber wir haben mindestens 50 Songs auf Abruf geübt. Wir werden versuchen, Songs von jedem Album zu bringen, es wird einige Covers geben, darunter vielleicht auch „Whole Lotta Love“.

Manchmal wirst du auf der Bühne zum „wilden Tier“. Braucht’s da Mut?

Für mich bedeutet Mut: Man hat Angst vor etwas und tut es trotzdem. Aber wenn ich mich auf der Bühne wohlfühle, muss ich einfach nur ich selbst sein.

Heart (2014)

Heart (2014)

Seattle ist nicht nur Grunge

Notiz: Die Geschichte basiert auf einem mitternächtlichen, über eine Stunde langen Telefonat mit Ann Wilson. Ich hatte – wie so oft – ein bisschen Angst vor dieser großen Sängerin, aber danach war ich ein Fan. Here we go:

35 Millionen verkaufte Tonträger in knapp 40 Jahren. Musikalisch vollzieht die Band um die Schwestern Ann und Nancy Wilson den Wandel von den folkrock-orientierten Klängen der 70er Jahre zum Hochglanz-Hardrock der 80er, angetrieben von Koks und Champagner. In den 90ern herrscht weitgehend Funkstille. Im 21. Jahrhundert befreien sich die Schwestern von allen Zwängen und werden schließlich auch in die Rock’n Roll Hall Of Fame aufgenommen.

Fotos: Copyright Jim Bennet

Es ist Chris Cornell, einer der Helden des Grunge-Movement, der die Laudatio hält, als die Schwestern und die Originalmitglieder der Band am 18. April 2013 in die Rock’n’Roll Hall Of Fame aufgenommen werden. Die Band habe seine Heimatstadt Seattle auf die musikalische Landkarte gesetzt, sagt der Soundgarden-Frontmann. »Als diese Alben herauskamen, spürte man, dass da eine Band war, die genau wusste, was sie tat und wohin sie wollte. Sie spielten harten Rock, und ihre folkigeren Songs zeigten ein tiefes Verständnis von Folk-Musik.« Diese Zuneigung au seinem anderen musikalischen Lager überrascht die Wilson-Sisters zu diesem Zeitpunkt nicht mehr. Noch in den 90er Jahren war das anders, erinnert sich Ann Wilson: »Wir hatten angenommen, dass es unüberbrückbare Grenzen gibt zwischen diesen unterschiedlichen Stilen im Rock, und dass zum Beispiel die Jungs von Alice in Chains uns auf Distanz halten würden, weil wir aus dem anderen Lager sind. Aber so war es eben nicht. Hier in Seattle haben wir eine sehr eng vernetzte Musikalische Gemeinschaft, in der auch Leute, die vom Jazz oder Gospel kommen, sich mit Rockleuten mischen. Jerry Cantrell hat mal zu mir gesagt. „Ich liebe Barracuda ich liebe Crazy On You‹, aber was um Himmels willen habt ihr in den 80er-Jahren gemacht?“ Die Sachen mochten sie nicht.«Mehr ansehen

Hensley, Ken: Eine Begegnung (2008)

Hensley, Ken: Eine Begegnung (2008)

„Lady In Black“ hat viele Türen geöffnet

Karlsruher Begegnung mit Ken Hensley, notiert am 6.1.2008

Vom Hotel zur Schwarzwaldhalle sind es nur ein paar Schritte, und natürlich ist es Ehrensache für Ken Hensley, den blauen Pfeiler mit der Aufschrift „Schwarzwaldhalle“ zu umarmen. Der Gitarrist, Keyboarder und Sänger, der vor über 35 Jahren den Klassiker „Lady in Black“ geschrieben hat, grinst: „Memories, memories!“ Hand aufs Herz, Mr. Hensley: Natürlich erinnert er sich nicht mehr an das Easter Rock Festival vor dreißig Jahren, als er hier mit Uriah Heep aufgetreten ist. Die damalige Besetzung sollte zwei Jahre später auseinandergehen, und in dieser Zeit war es auch, als er mit Drogenproblemen zu kämpfen hatte.Mehr ansehen

Heuser, Klaus „Major“ (2016) Nachhaltig kreativ: Neues Album „What’s Up?“

Heuser, Klaus „Major“ (2016) Nachhaltig kreativ: Neues Album „What’s Up?“

Alles andere als ein alter Hut

Fünf Kühe stolpern auf einer grünen Wiese herum, eine davon trägt diesen charkateristischen Hut. Das ist das Cover der aktuellen CD der Klaus Major Heuser Band „What’s up?“. Nicht gerade die Sorte Artwork, mit der man ein Rockstar-Image verkauft. Aber das will Heuser auch gerade nicht: „Mir ist diese Darstellung von Rockmusikern irgendwann ziemlich auf den Keks gegangen. Da wird irgendeine alte dreckige Fabrikhalle gesucht, jeder hat eine Lederjacke an und eine Sonnenbrille, obwohl es draussen dunkel ist. Ich hatte keine Lust, so ein Foto zu machen, und hab mir gedacht, man könnte sich selbst mal auf die Schippe nehmen.“Mehr ansehen

Heuser, Klaus „Major“ (2018) And Now?!

Heuser, Klaus „Major“ (2018) And Now?!

„Das Wichtigste ist der Song“

Die Klaus Major Heuser Band mit neuer CD „And Now?!“

Vor 20 Jahren hat er BAP verlassen, inzwischen war Klaus „Major“ Heuser sehr produktiv: Kooperationen mit dem Blues-Gitarristen Richard Bargel, mit der Sängerin Susanne Werth und nicht zuletzt die nach ihm benannte Klaus Major Heuser Band dokumentieren die musikalischen Vorlieben des Gitarristen. Dabei versteht er sich nicht als Solokünstler mit beliebigen Musikern. Seine Band hat er mittlerweile vier Studioalben und ein Live-Album in der gleichen Besetzung eingespielt. „Wenn eine Truppe am glechen Ding werkelt und sich zusammen entwickelt, das bereitet mir viel Freude.“Mehr ansehen

Hooters, The: Live-Album mit Kopfhörer (2009)

Hooters, The: Live-Album mit Kopfhörer (2009)

Both Sides Live

Eigentlich müssten die Ober-Hooters Hyman (59) und Eric Bazilian (55) keine Alben mehr aufnehmen und nicht mehr auf Tournee gegen. Die beiden haben ihre Rente schon lange als Songschreiber mit Cindy Laupers „Time After Time“ oder „One Of Us“ (das Bazilian für Joan Osbourne schrieb), verdient. Aber die Hooters sind nach wie vor ihre Leidenschaft: Hits wie „All You Zombies“ oder „Satellite“ machten sie in den 80er Jahren weltberühmt. Mehr ansehen

Ihre Kinder: Ihrer Zeit voraus (2017)

Ihre Kinder: Ihrer Zeit voraus (2017)

Die Pioniere des Deutsch-Rock

Foto-Copyright: Günter Derleth / Privatarchiv Ernst Schultz

Am 19. Dezember 1970 passiert etwas unerhörtes im Zweiten Deutschen Fernsehen. In der Familienshow „Wünsch Dir was“ mit dem Moderatoren-Ehepaar Dietmar Schönherr und Vivi Bach, tritt ein Haufen Langhaariger mit in bunten Klamotten auf und singt „Leere Hände“. Kein Schlager, sondern eine Milieustudie über einen Entwurzelten, der gerade aus dem Gefängnis kommt. Auf deutsch! Die Band heisst Ihre Kinder – 1968 in Nürnberg gegründet. Sie sind die heute fast vergessenen Pioniere der deutschsprachigen Rockmusik in der alten Bundesrepublik.

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It Bites: Die Rückkehr ohne Francis Dunnery (2008)

It Bites: Die Rückkehr ohne Francis Dunnery (2008)

Glamouröser Hardrock-Pop-Prog

Man kann offenbar auch Ende 2008 noch in einem Fanforum eine Debatte über Hits von 1986 eröffnen: ›Calling All The Heroes‹ war der zweite Hit für It Bites und schaffte Platz 6 in den britischen Charts. So what? Da wird über nichts weniger als kommerziellen Ausverkauf diskutiert. Kann es sein, dass die vermeintlichen Progressiv-Rocker damals vom Glauben abgefallen waren und ihre Seele dem Pop-Teufel verkauft hatten? Haben sie es etwa schon wieder getan? ›Oh My God‹, der Opener von The Tall Ships, des ersten neuen Albums nach über 15 Jahren Pause, klingt schon arg nach ›Calling All The Heroes‹, und auch ansonsten geizen die Herren nicht mit eingängigen Melodien.
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Kin Ping Meh (2015) Monnem vorne!

Kin Ping Meh (2015) Monnem vorne!

Knapp am ganz großen Erfolg vorbei

Notiz: Dieses Feature ist 2015 nach einer ziemlich umfänglichen Recherche entstanden. Was mir schon allein deshalb am Herzen lag, weil die Band ja aus Mannheim, meiner Geburtsstadt stammte.  Ich habe mich also aufgemacht und den Keyboarder Frieder Schmitt besucht, den Gitarristen Gagey Mrozeck. Ich konnte mit Geff Harrison telefonieren und habe zuletzt mit Thomas Tscheschner gesprochen, dem Bassisten der letzten Bestzung der Band, der auch mein langjähriger Radiokollege war und mir im Zuge der Recherche einige Kontakte vermittelte.

Das Ganze erschien dann 2015 im ROCKS. Here we go….

Jahrzehnte bevor Mannheim eines der Epizentren der deutschen Popmusik wurde, gab es dort eine lebendige Szene, die von Pop über Hardrock bis Progressive Rock so ziemlich alles zu bieten hatte. Namen wie Nine Days Wonder oder Tritonus kennen heute nur noch Spezialisten. Kin Ping Meh aber, die sich zwischen 1970 und 1977 in wechselnden Besetzungen musikalisch immer wieder neu erfanden, hätten damals fast geschafft, wirkliche Stars zu werden.

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