Lese gerade, dass es der Tag ist, an dem vor 35 Jahren „Perfect Strangers“ erschien, das Reunion Album der lautesten Jazzband der Welt – Deep Purple. Oh ja, damals war ich zwar immerhin schon 28 Jahre alt – also kein pubertierender Fanboy mehr – aber das hat in mir ähnliche pulsierende Obliterationen ausgelöst wie seinerzeit, also sellemols auf gut kurpfälzisch. „Ich muss jetzt in den Plattenladen, und wenn der 500 Kilomneter weit weg ist und ich durch einen Feuerreifen springen muss!“, karfunkelte es in mir.
Ergo, wir sassen im WG Zimmer meiner Freundin und späteren Gattin und harrten einer Südwestfunk Sendung, in der das halbe Album gespielt wurde. Im Radio! Ich wiederhole: Im Radio! Heute undenkbar, dass die Drecksdudelwellen Kulturgüter ans Ohr der darbenden bringen würden. Und soweit ich mich erinnere, spielten sie die ganze erste Seite. Wir waren sehr erleichtert, denn natürlich hatten wir panische Angst gehabt, die alten Säcke könnten es vergeigen. Ja, alte Säcke waren sie damals für uns, besonders als wir sie dann im Jahr darauf (1985) live in Mannheim auf dem Open Air-Gelände sehene konnten: es war am 37. Geburtstag von Ian Paice, und ich alter Sack hatte schon Angst, im kommenden Jahr 1986 dann 30 zu werden. Sogar Herr Blackmore spielte an diesem Tag halbwegs ordentlich Gitarre, später habe ich die Band mit dem Mann in Schwarz noch drei weiter Male gesehen, aber da hat er’s jedesmal vergeigt…. Und jetzt? Im Blick zurück: Der Titelsong „Perfect Strangers“ ist ein Klassiker geworden, und das Orgelintro jagt mir noch heute Schauder der vollkommenen blödsinnigen Glückseligkeit über den Rücken, und dank Steve Morses weit ausgelegter Interpretation inzwischen auch die gitarristischen Raumschiffe, die da durch die Weiten des Alls gehobelt werden. „Knockin At Your Backdoor“ ist auch so ein Ding, leider zu selten gespielt…. und ach: heute mal wieder das Album hören…. und erstaunt feststellen: Wenn eine neues Deep Purple Produkt angekündigt wird, werde ich bis heute immer wieder der 14jährige sein, der seinerzeit mit „In Rock“ einen entscheidenden Schubs in Richtung Geschmacksbildung verpasst bekommen hat. Long may they live and prosper.