Vor ein paar Tagen ist der legendäte Ken Hensley gestorben. Ich habe anlässlich dieser traurigen Nachricht ein bisschen in meinen Archiven gekramt und unter anderem gefunden, was er mir im Jahr 2008 bei einer Begegnung in Karlsruhe über einen seiner persönlichen „Urknälle“ erzählt hat…..

Die 50er Jahre: In Amerika tobt die Musik des Teufels – der Rock’n’Roll ist los,. Ein Bursche namens Elvis Presley macht die Mädels verrückt, treibt die Eltern in den Wahnsinn und ruft die Moralwächter auf den Plan. Ein kleiner Knirps von nicht mal zwölf Jahren in einer englischen Kleinstadt, weit weg von den Metropolen des Rock’n’Roll, hat Glück: Wenn Du die richtigen Freunde hast, kriegst Du eben auch in einer Kleinstadt nahe London namens Stevenage/Hertfordshire den King Of Rock’n’Roll aus den USA zu hören. Der junge Mann, dessen Vater von den spinnerten Träumen seine Sohnes gar nicht begeistert ist, heißt Ken Hensley, er wird über ein Jahrzehnt später maßgeblich an der Entstehung es klassischen Uriah-Heep-Sounds beteiligt sein. Bis dahin wird sich sein Musikgeschmack auch ein wenig dorthin gedreht haben, wo ein härterer Wind pfeift.

„Hound Dog“ von Elvis Presley hat mir bei er Entscheidung, unbedingt Rockstar werden zu wollen, sehr geholfen. Ich hatte den Song zum ersten Mal bei einem Freund, gehört, da war ich gerade mal so zwölf Jahre alt. Dieser Freund kaufte eine ganze Manege amerikanischer Schallplatten, und stand vor allem auf Blues. Ich habe es also bei ihm gehört, bin raus und hab’ mir sofort die Single gekauft. Mein Vater hat es so sehr gehasst, dass er mir verboten hat, es zu Hause zu hören. Ich nahm also diese Single, ins Hinterzimmer eines Pubs in Stevenage. Zu der Zeit hatte ich auch meine erste Gitarre bekommen, ich übte ein bisschen, lernte die Grundbegriffe…. aber ich habe Hound Dog damals auf der Gitarre nie gelernt! Aber ich konnte ja so tun als ob, wenn ich Elvis mimte. Ich nahm also auch meinen tragbaren Schallplattenspieler mit, meine Gitarre und stellte mich auf die kleine Bühne in diesem leeren, winzig kleinen Raum. Und ich tat einfach so, als sei ich Elvis. Das ging stundenlang so, ich „spielte“ den Song immer wieder. Ich habe zu der Zeit auch eine ganze Menge andere Musik gemocht, seltsame Dinge wie den großartigen Trompeter Eddie Calvert, oder Crash Craddock, einen amerikanischer Sänger zwischen Rock und Pop. Ich fand seinen Namen toll – as war doch wirklich cool. Ich mochte auch Cliff Richard und Tommy Steele, einiges von dieser Sorte. Aber Hound Dog war einfach der Song, der zu mir sagte: Junge, du musst das machen, du musst Rockstar werden.

Ich glaube, es war die Energie, die mich packte. Ich meine, dieser Knabe stellte das, was man damals kannte, einfach auf den Kopf. Er war ja auch nicht allein, Bill Haley machte das auch. Da gab es also diese zwei Amerikaner die der Popmusik ein extra „Umph“ verpassten, was dann als Rock’n’Roll diagnostiziert wurde. Es war das Rebellische, das Gefühl, dass du etwas verändern konntest, und das mit etwas so einfachem wie einem Song. Diese Idee hat mich fasziniert, und ich versuche immer noch, genau das zu tun. Bis zu einem gewissen Grad waren wir damit auch erfolgreich, aber heute gibt es nur noch wenig Leute, die das machen.

Als ich noch zur Schule ging, war an eine „richtige“ Musikerkarriere nicht zu denken, ich hab’ nur meinen Traum weiterentwickelt. Als ich die Schule verließ, begann mich die Musikszene ihn ihrer Gesamtheit mehr zu interessieren, die gerade in England richtig zum Durchbruch kam. Da waren es dann die Shadows, die zu meinen Favoriten zählten. Als ich Eindruck bei Mädels schinden wollte…, ich erinnere mich, wie wir im städtischen Schwimmbad in Stevenage lagen, und ständig „Apache“ hörten, rauf und runter. Dann kamen Sachen wie Eric Burdons „House of the Rising Sun“, das ist für mich immer noch einer der großartigsten Songs, die je geschrieben wurden.

Aber sogar später, als ich schon bei Uriah Heep spielte….hörte ich noch genau zu, was die anderen trieben: Eine Menge von dem, was Deep Purple taten, hat großen Einfluss auf mich gehabt, das hat mir eine ganz andere Denkweise eröffnet. „In Rock“ und „Made in Japan“ waren großartig.

Thomas Zimmer