Auch eine Art Rezension von Maik Brüggemeyers „Pop. Eine Gebrauchsanweisung – Der Rolling-Stone-Redakteur über alle großen Fragen der Popgeschichte“

Kürzlich wurde mir die unangenehme Aufgabe zugeteilt, mich rezensierend dem neuesten Werk eines sogenannten Poptheoretikers widmen zu dürfen, und dummerweise beschied ich das Ansinnen des Chefredakteurs, eben jenes zu tun, nicht abschlägig. Dummerweise deshalb, weil mir schwante, dass es zwischen den Ansichten des Autors und meiner Wahrnehmung der Welt doch erhebliche Differenzen geben könnte. Anders gesagt: ich fürchtete, ich könne der Versuchung nur schwer widerstehen, das Werk vorsätzlich in Bausch und Bogen zu verdammen. So etwas tue ich nicht, auch eine Medienhure hat einen Ehrenkodex. Aber für die genannte Befürchtung gibt es Gründe.

Wenn der Autor eines Buches ein Redakteur der deutschen Ausgabe des Rolling Stone ist, ist immer Vorsicht geboten. Zwar ist der Rolling Stone nach eigenem Verständnis (glaube ich zumindest) eine Zeitschrift, die sich vorrangig mit Musik beschäftigt, aber dann stehen da ständig Sätze sperrig im Weg herum wie etwas dieser: „Wüten wider die Kulturindustrie: Algiers vertonen ein wimmelndes Verweisfeld aus Poststrukturalismus, Proust und „Breaking Bad“. Also, das war jetzt der einleitende Satz zu einem Artikel über eine Band, die so eine Art Gospel-Soul mit Punk-Elementen macht. Ja, und dann hat Maik Brüggemeyer – der Autor des von mit zur Rezension vorgelegten Buchs – in seinem Zentralorgan 2019 auch noch „10 Gründe, warum Pet Sounds immer als das bester Album aller Zeiten gilt“ aufgelistet. Was, das sei zu seiner Entschuldigung gesagt, nicht unbedingt bedeuten muss, dass er selbst es für das beste Album aller Zeiten hält. Wenn Sie, verehrter Leser, den Klappentext meines kleinen Büchleins kennen – sie müssen es dafür ja nicht unbedingt kaufen, sondern nur einmal umdrehen – wissen sie, was ich von diesem Werk der Beach Boys halte.

Von all diesen trüben Gedanken musste ich mich also nun beim Rezensieren des genannten Buchs freimachen. So hub ich denn an, vorurteilsfrei und brav einher zu rezensieren. Das klang dann so: „Wenn Rolling Stone Redakteur Maik Brüggemeyer seine ganz persönliche Sicht der in dieser Gebrauchsanweisung darlegt (Bob Dylan ist für mich einer der größten Sänger des 20. Jahrhunderts“), dann ist das ziemlich unterhaltsam, kenntnisreich und erfreulich wenig verschwurbelt. Vor allem, weil er dem Leser detailliert die Genese seiner Urteile vermittelt, inklusive gelegentlicher Selbstzweifel. Vor allem aber liefert er diskussionswürdigen Stoff für Musik-Nerds, etwa zu den Fragen: Sind die Beatles oder die Stones bedeutender? Was unterscheidet Rock‘n‘Roll von Rock oder wieso sammelt man eigentlich noch Schallplatten?

Pop ist ein Bedeutungszusammenhang, der sich um ein Produkt der Musikindustrie herum entfaltet“, schreibt er.

An dieser Stelle nun könnte der Rezensent ganz persönlich werden und aufhören zu lesen, denn für ihn waren Produkte der Musikindustrie schon immer nichts als Musik. Nicht so für Brüggemeyer, der schon in der Jugend durch das Hören der Band Pavement und ihres Sängers Stephen Malkmus erleuchtet wurde: Manche trugen, so wie ich, bald auch ähnliche Frisuren wie Malkmus, hatten sich ein seinem Stil würdiges Hemd gekauft und trugen die gleichen Retro-Turnschuhe“, schreibt der Erleuchtete. Seine Folgerung daraus steht ein paar Sätze weiter: „Popmusik scheint also mehr zu sein als ein paar Akkorde und ein bisschen Gesang – nämlich ein komplexer Zusammenhang aus kulturellen Zeichen und versteckten Codes, Praktiken und Strategien, Outfits, Haltungen und Geschichten.“ Aha. Ich merkte, wie mir die Contenance schon jetzt langsam zu entgleiten drohte. Aber weiter im Text.

Zu der auch bei meinem Aufträge erteilenden Stamm-Magazin gepflegten Unsitte, den Schreibern am Ende des Jahres oder gar schon am Ende jedes zweiten Monats ihre Liste der „besten“, „wichtigsten“ oder „bedeutendsten“ Alben abzuverlangen, fällt dem früh Erleuchteten ein ganzer Katalog verschiedener Kritikertypen ein, unterteilt in ihre Art des Umgangs mit der Erstellung solcher Listen. Das liest sich für den Ironie begabten Leser höchst amüsant, ist aber offensichtlich todernst gemeint – und man ahnt: Auch Brüggemeyer erstellt gern solchen Listen. Man kann sie auf seiner Autorenseite im Online-Auftritt des Rolling Stone nachlesen. Über den Typus des gewissenhaften Listen-Erstellers schreibt er: „Er nimmt Popmusik als eine gesellschaftliche Kraft ernst“. Das war zu befürchten, und ja: Diesen Typus Listenersteller gibt es. Man findet ihn nicht nur unter den Redakteuren, sondern auch unter den Lesern. Schauen sie mal ins Forum des Rolling Stone. Sie werden staunen, was man mit Musik alles anstellen kann, anstatt sie zu hören. Und ich muss sagen, ich empfinde fast so etwas wie fürsorgliches Mitleid mit dem Listenersteller. Dem gewissenhaften, und auch allen anderen. Immerhin räumt Brüggemeyer ein, das man für den Beruf, oder besser die Berufung zum Listenersteller, eine gewisse Portion Narzissmus mitbringen müsse.

Wohlan. Ich würde mich fast zu der Behauptung versteigen, es ist zu 99,9 Prozent der Narzissmus, der den Listenersteller antreibt. Mich übrigens auch: Ich schmuggle in die mir abgepressten Bestenlisten, wenn es denn schon sein muss, mit großem Vergnügen und satanisch grinsend, Namen wie Ulf Lundell oder Lars Winnerbäck ein. Das sind Leute, die hier keiner kennt. Die auch keiner kennen muss. Denn niemand muss irgendjemanden kennen. Die sind weder „wichtig“ noch die „Besten“ oder „Einflussreichsten“ in oder von irgendwas, die singen schwedisch und ich mag sie. Bei diesen kleinen Guerilla-Aktionen komme ich mir unfassbar subversiv vor, erzittere schier vor Selbstachtung. Und dem Narzissten in mir ist hinreichend Futter serviert.

Zurück zum Thema: Ein Rolling Stone -Redakteur hat natürlich, bevor er sich ans Listen-Erstellen macht, die ganze Bedeutung der Musik in ihre Zeichen aussendenden Relevanz und politischen Bedeutung im Kopf hin- und her schwappen lassen, und kann selbigen vor lauter Gedankenschwere dann nicht mehr über den Tellerrand erheben. Sonst würde er sehen, dass seine kühne Behauptung „das Konzept der Rockband scheint tatsächlich vorläufig an ein Ende gekommen“, einfach nichts weiter als eine kühne Behauptung ist. So. Das, was ich zum Druck freigeben wollte (sie erinnern sich, es handelt sich um eine Rezension, weiter nix) hatte ich schon lange hinter mir gelassen. Aber ich war noch nicht fertig mit den Thesen des Musik-Erklärers.

Denn da stand plötzlich wie ein Menetekel die Kapitelüberschrift: „Sind Gitarrensoli sexistisch?“ Es keimte in mir die Frage, ob diese Überschrift eher gar nicht als Frage gemeint sein könnte.

Die ziemlich schnell beantwortet wurde. Mithin dadurch, dass der Pop-Papst eine Enzyklika verkündet, er verorte ein „gutes Beispiel für virtuose und zugleich unsexistische Gitarrenhandhabung“ bei Grateful Dead, deren Musik er summa summarum auch noch als „feminin fließend“ charakterisiert. Zu der recht weit hergeholten, de facto aber eigentlich überhaupt nicht herholbaren Verbindung zwischen Grateful Dead und Virtuosität haben die großen weisen und auch ziemlich weissen Männer Michael Rudolf und Frank Schäfer in ihrem auch sonst empfehlenswerten „Lexikon der Rockgitarristen“ schon vor Dezennien im Kapitel „Jerry Garcia“ bereits final verfügt: „Ziehe einem zehnjährigen Dödel Fausthandschuhe an, dreh ihm eine gewaltige Tüte, achte darauf, dass er sie aufraucht. Gib ihm zur Sicherheit noch ein paar LSD-Trips, achte darauf, dass er sie alle einwirft, und drück ihm dann seine Gitarre in die Hand! Na, wie klingt das? Möönsch, ist das nicht Grateful Dead? Jooah, könnte man sagen.“.

Wenn also Grateful Dead die Guten sind, wer sind dann die Bösen? Deren satanisches Reich verortet unser Gitarrenfeminist Brüggemeyer – jetzt schon sehr erwartungsgemäss – bei jedem Gitarristen, „der sich mehr als ein halbes Jahrhundert nach der Gitarrengötterdämmerung noch in die alten Posen wirft. Denn: der lässt ihn „erschaudern und das Gesicht verziehen wie bei schlimmen Zahnweh.“ Etwas polemisch übersetzt meint er alle Gitarristen, die im Gegensatz zu Jerry Garcia Gitarre spielen können. Die gute Nachricht für uns Andersgläubige, die schlechte für ihn: unter den vielen neuen Rockbands, die in seiner Wahrnehmung nicht vorkommen – weil Rock ja bekanntlich tot ist – gibt es zunehmend mehr, die ihm dieses schlimme Zahnweh verursachen könnten. Hat er schon mal was von The Brew, Greta Van Fleet, Aurbourne, und was weiss ich nochwas gehört….? Möge er noch oft erschaudern. Merken Sie was? Seit 50 Jahren höre ich den Satz: Die Rockmusik ist tot, und immer noch dackelt immer wieder ein anderer Poptheoretiker dieser Wahnidee hinterher, als wäre es der heisseste Scheiss.

Das heroische Zeitalter der Popmusik scheint fürs Erste vorbei, da ist sich Brüggemeyer ganz sicher. Was er damit eigentlich meint, wissen wir inzwischen: Die „männliche“ Rockmusik ist tot. Die der Gitarrenhelden. Die einzigen, die die Rockmusik noch retten können, seien Frauen. Wir wollen jetzt man nicht zwischen Rock- und Popmusik unterscheiden, hier geht es schließlich um die Rolle der Gitarristen, und da verfügt Brüggemeyer stiekum, Heldentum sei aus, „vermutlich ist das auch ein Grund dafür, dass viele der interessantesten Gitarristen zurzeit weiblich sind“. Will sagen was? Weil Frauen nicht zum Helden taugen? Ich bitte doch sehr! Sie Chauvi, sie. Dann gibt er Beispiele für die nichtheldenhaften Ghitarristen, die weiblich sind. Anna Calvi etwa, oder die Texanerein St. Vincent, von der er zu berichten weiß, sie habe ihre Künste zuletzt in betont sexy Outfits zelebriert und „die männlichen Blicke zugleich ins Leere laufen“ lassen, „weil sie als lesbisch lebende Frau quasi unerreichbar bleibt“. Nun weiss ich ja nicht, welche sexuellen Fantasien Herr Brüggemeyer hat, wenn er Musikern und Musikerinnen beim Musizieren zuschaut, aber dass es den Zuhörern, männlich wie weiblich um die Musik gehen könnte, das kommt ihm offenbar nicht in den Sinn.

Hier trifft er auch einen Punkt, an dem ich besonders empfindlich bin, an dem ich ihm und all seinen Zauberlehrlingen zurufen möchte: Es geht um MUSIK. Weisst Du überhaupt, was das ist? Ich erklär dir’s, hör gut zu! Es ist die Freude daran, Töne zu erzeugen, zusammen. Die eine im besten Fall schon fast übernatürliche Schwingung ergeben, von der Bühne ins Publikum und zurück. Von Männern und Frauen, für Männer und Frauen gemacht. Von Menschen zu Menschen. Das alles passiert jenseits von all dem irdischen Scheissdreck, mit dem ihr in euren selbstreferenziellen, verfickten Popdiskursen, bei denen ihr offenbar euer eigenes Ejakulat raucht, die eigentliche Schönheit und Wirkung der Musik immer in den Dreck zieht und entwertet. Die Musik gehört nicht euch! Sie gehört uns, den Musikern und uns, dem Publikum. Und auch uns, den Kritikern, die sich in erster Linie als Geheimagenten mit Spezialauftrag im Dienste der Musiker und des Publikums begreifen. Und der Götter. Mindestens! Dionysos, Herkules, Ian Gillan und Ann Wilson, Tony Iommi und Ana Popovic, Frank Schäfer und Malcolm Dome! Jim Marshall, Leo Fender. Laurens Hammond, ja dem auch dem ganz besonders. Dem Jimi-Hendrix Fanclub Dortmund Nord, 1971 e.V. ein Ritterschlag aufs karierte Hemd. Sorry, verwechselt, Entschuldigung, das war der Rory Gallagher Fanclub, Duisburg! Jawohl ja! Den Mitgliedern der heiligen, alleinseligmachenden Church of Rock’n’Roll! Würde ich dann schon entfesselt hinklecksen, auf einem Bein balancierend, und dabei auf einen Filzstift beissend, bis mir ein Zahn herausfällt und den Laptop in zwei Teile spaltet. Das würde nicht gut klingen und auch nicht gut aussehen. Wäre ich jung und unvernünftig, würde ich dazu jetzt sehr steil rauchend ohne Rücksicht auf Brandgefahr überall hinaschen. Ich hoffe, sie merken jetzt nicht, dass ich mich echauffiere.

Dann schauen wir uns mal ganz ruhig und gelassen eine von des Rolling Stone-Redakteurs Retterinnen der Gitarre einmal live an, und vor allem vollkommen vorurteilsfrei: Anna Calvi, die seiner Definition zufolge wohl ebenfalls als lesbische Frau quasi unerreichbar bleibt. Wir wollen sie auch gar nicht erreiche, dafür steht sie auch auf viel zu hohen Stiftabsätzen, sie soll uns erreichen. Ich habe sie gesehen, sie hat mich nicht erreicht. Aber beeindruckt. An einem lauen Sommerabend des Jahres 2019. Es war – sagen wir mal: hochinteressant, sehr künstlerisch, dramatisch inszeniert, aber mit Rockmusik hatte das nichts zu tun, auch mit Popmusik nur im weitesten Sinne. „Waves of desire on the earth. Come down to the swimming pool“ raunte sie mit dieser Plüsch-Stimme bedeutungsschwanger aus dem überhitzten Kühlschrank. Programmmusik der entrückten Art, verankert in dieser Welt, und doch in einem anderen Orbit. Mit „Indies Or Paradies“ kam sie auf die Erde nieder, spielte die größtmögliche Sprödigkeit in Einklang von Gitarrenspiel und Stimme aus. Die neongrelle Künstlichkeit der 80er-Jahre traf auf den Drillbohrer-Zahnarzt im Endstadium. Momente später entschwand die Stimme wieder am Operen-Gala-Himmel. Es ist dies eine Kombination, die in dieser meist Songstruktur-befreiten Musik noch öfter vorkommt. Schlafwandelnd über dem Brüllen nebliger Städte zurrt die Hand rudimentär an den Saiten. Rost bröselt. Man mag ruckelige Schwarzweiss-Filmsequenzen assoziieren, bis einem wieder einer dieser nervenzerfetzend schrillen Gitarrentöne die Gehirnhälften neu justiert, während die Vortragende sich eilfertig in Stücke reisst, was aber doch als arg kalkulierte Pose rüberkommt. Da ist nichts neues, nichts innovatives. Es ist ein Spiel mit altbekannten Verstzstücken, mit der Mischung as Kontrolle und Kontrollverlust, überhöht durch eine durchaus beeindruckende, gleichwohl aufgesetzt wirkende Theatralik. Nebenbei: es war brüllend laut. Wie bei den en Gitarrenhelden, die dem Rolling Stone Redakteur Zahnschmerzen zufügen. Und das war gut so.

Folgender Vorschlag zur Güte: Den feminin fließenden Musikalien von Grateful Dead und für eventuell anstehende männliche Blicke unerreichbaren lesbischen Gitarristinnen würde ich gern mal ein paar meiner Meinung nach virtuos und unsexistisch gehandhabte Gitarren entgegenstellen, von denen Herr Brüggemeyer garantiert noch nie etwas gehört hat: Die Gitarren von Tracy Gigh Top und Tina T Bone Gorin, den beiden Sägewerksbetreuerinnen der New Yorker Damenkapelle Jane Lee Hooker. Die habe ich auch gesehen.

Es war auch gut, überhaupt nicht künstlerisch, kein bisschen dramatisch inszeniert, und mit Rockmusik hatte es sehr viel zu tun. Und es war da, tatsächlich vor meinen Ohren. Und Augen. Umstehende Menschen konnten es bestätigen. Es war keineswegs tot. Und es war das Bandkonzept, das sich so sehr überlebt habende. Und hatte vielleicht sogar mit Heldentum was zu tun, wenn man „Heldentum“ nicht a priori negativ besetzen will. Und diese Helden waren Frauen, also Heldinnen sozusagen. Und was für welche. Rein ins Gewühl, ins Schweißtreibende. Tracy „High Top“ spielt ihre Les-Paul-Sägezahnriffs gern mal mit „Maschinengewehr nach oben-Warnschuss“-Pose, während ihre Sparringspartnerin Tina „T Bone“ Gorin bodenständige, leicht rostige Blues-Licks aus der Fender leiert und dabei ein wenig vornehmer guckt als die durchgehend auf einer Starkstromleitung stehende Kollegin. Dabei umschiffen sie immer noch gerade eben so gut abgehangene Hardrock-Klischees. Die Posen dazu haben sie allemal drauf – aber sie wirken eher wie eine Mischung aus „Let’s have some fun“ und einem Quäntchen Selbstironie. Wobei sie mit Sicherheit wissen, dass sowohl das eine als auch das andere auch bei den nicht wenigen alten Männern im Publikum gut ankommt.

Es muss wohl diese maskulin fliessende Musik sein, mit der die Mädels den alten Männern im Publikum mindestens signalisieren: Eure Blicke, falls ihr denn blickt, laufen in Leere. Spätestens in dem Moment, in dem die Sängerin, sie sich mit allem Recht der Welt Dana Danger nennt, Muddy Waters‘ „Mannish Boy“ ins Publikum belfert. „Now when I was a young boy, at the age of five. My mother said I was, gonna be the greatest man alive“. Und das alles in betont unsexy Outfits, in denen man gefahrlos jede Metzgerei und jeden Tante Emma-Laden betreten kann. Nur deshalb habe ich mich auch hinterher getraut, die verschwitzten Damen anzusprechen und nach ihren Herzenswünschen zu fragen. Da antwortete die wunderbare Frau Gefahr, wie aus der Pistole geschossen, sie würde gern mal eine Show für die Rolling Stones eröffnen. Ich wiederum entgegnete: „Das könnte für die Rolling Stones aber ziemlich schlimm ausgehen“, woraufhin Frau Gefahr mich herzallerliebt anblinzelte und freudestrahlend ausrief: „Keep talkin‘, man, keep talkin“. Was mich wiederum freute. Die fortgesetzte Existenz einer Truppe wie der Rolling Stones bereitet allerdings mir Zahnschmerzen. Das aber verschwieg ich Frau Gefahr dann doch lieber. Aus Angst, ihre gerade erworbene Sympathie sofort wieder zu verspielen.