The Zealot Gene
Inside Out I VÖ: 28.1.2022
Beschauliches fürs Kaminfeuer
Nach 18 Jahren legt Ian Anderson wieder ein Album unter dem alten Bandnamen Jethro Tull vor – und man darf getrost fragen: Warum? Die Musik klingt nicht anders. Den Fan wird es nicht stören, denn Anderson und seine Band liefern ein weiteres Album mit den bekannten Zutaten: Beschauliche, barock verschnörkelte Musik, am besten zu geniessen am offenen Kaminfeuer eines weitläufigen Anwesens.
Manches klingt gar so lieblich verspielt, als wolle der Meister seinem Back-Katalog ein weiteres Weihnachtsalbum hinzufügen. Das Spektrum reicht von Anklängen an die Folk-Phase der Band (›Mrs Tibbets‹) über verhuschte Blues-Beigaben (›Jacob’s Tale‹) bis zu ganz ruhigen intimen Klängen in ›Three Loves, Three‹ und ›Sad City Sisters‹ – letzteres mit Akkordeon aufgehübscht. Auf der anderen Seite wird der so verwöhnte Zuhörer geweckt von fetten Riffs im Titelsong und in ›Barren Beth, Wild Desert John‹. Wobei der Gesang des Chefs etwas müde klingt. Wie überhaupt Andersons Stimme, bereits seit langem das Problem Nummer eins, gerade eben noch so produziert ist, dass sie den Songs gerecht wird. Aber kaum verlässt er seine Komfort-Zone, klingt es angestrengt und man vermisst die frühere wandlungsfähige Vitalität. Vermissen wird man künftig die bissige Gitarre von Florian Opahle, der hier noch mitgewirkt hat, aber künftig eigene Wege gehen wird.
7/10
Mein lieber Thomas Zimmer, ich duze jetzt einfach als Jahrgang 1960 sollte das erlaubt sein. Habe Deine Seite gerade erst entdeckt, obwohl ich Rocks seit fast zu Anfang abonniert habe? shame on me! Ja Tull, mein erstes Konzert 1975 in der Olympiahalle eyes wide open! Was für eine Präsenz. Und jetzt sollte der gute Ian einfach seine Stimme schonen und den Macher von Revelations den Part übernehmen! Trotzdem Tull ist unsterblich sensationell! Werde ( hoffentlich nicht leider) weitere Rezessionen kommentieren ?
Viele Grüße aus dem Allgäu
Ralf
Danke fürs Feedback. Ich fand die Tour 2012 am überzeugendsten, als Ian viel Gesangsparts dem jungen Musical-Darsteller überlassen hat. Aber im Studio kriegt er die Stimme noch immer halbwegs okay hin. Und es klingt ja uch keiner so wie er.