Kann man Musiker ernst nehmen, die sich Künstlernamen wie Queen Mary K. Hogwallop, Hank Hambone oder Master T. Stan McGorman geben? Spätestens seit 2015 kann die Frage eindeutig mit „ja“ beantwortet werden. Denn da befand Walter Fuchs, Deutschlands sicher bekanntester Country-Experte: „Die Dapper Dan Men gehören mit zu dem Besten, was Deutschland an Bluegrass zu bieten hat“. Damals existierte die Ettlinger Formation bereits zehn Jahre lang. Wobei Sänger McGorman alias Thorsten Gormanns anmerkt, dass die Schublade Bluegrass das Wirken der Band nur unzureichend erkläre: „Wir waren am Anfang nicht Teil dieser Szene und sind es wohl bis heute nicht“, betont er. „Wir haben angefangen mit Bespaßung von Westernfesten. Dazu gehörte das kindliche Verkleiden, und die Leute waren sehr dankbar, dass du Ihren Musikgeschmack bedienst. Aber irgendwann hat uns dieses Cowboy-Image auch begrenzt in unseren Möglichkeiten“.
Seit ihrer Gründung 2006 haben sie rund 600 Konzerte gespielt in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Frankreich. Sie waren Support von Boss Hoss, Manfred Mann’s Earth Band, The Infamous Stringdusters, The Toy Hearts, The Wilders. Sie spielten beim Bluegrass Jamboree, auf dem „Fest“ in Karlsruhe und beim renommierten Internationalen Bühler Bluegrass-Festival 2017. Das empfanden sie als Ritterschlag. „Da sind die größten Bands aus den USA dabei. Wir kriegten ordentlich Presselob und konnten anschliessend internationale Kontakte knüpfen“, erinnert sich Hank Hambone alias Lothar Pientka.
Begonnen hat alles mit seinem Bedürfnis, nicht mehr alleine Banjo zu üben. Zumal er damit auch schon den Nachbarn auf den Geist ging. Bis ihm eines Tages McGorman über den Weg lief, und „ich habe ihn eigennützig gefragt, ob wir mal was mit Banjo und Gitarre probieren könnten. Es klang wunderbar. Beim nächsten Mal brachte er seinen Bassisten mit, und schon zu dritt war eine Art Magie da“.
Fragt man nach, bekommt man von allen fünf Musikern der heutigen Besetzung den Eindruck, sie seien zufällig rein gerutscht., Sie hätten durchaus unterschiedliche Auffassungen von Musik, kommen vom Jazz, vom Rock’n’Roll, vom Heavy Metal – und sind plötzlich vom Feuer der Leidenschaft für diese gemeinsame Band-Musik angesteckt worden. Natürlich erweisen sie gern ihren Wurzeln Reverenz, von Anfang an. Dabei legen sie Wert darauf, nicht einfach nachzuspielen, sondern die Songs neu zu erschaffen. „Die Musik hat sich ja auch verändert“, erläutert Hambone. „Wir wollten zu Beginn die alten Bluegrass-Standards spielen, die Kirchenmusik der Baptisten und Mormonen. Wir fanden das toll und es macht auch das Banjo wichtig“. „Wir sind nicht authentisch“, hatte McGorman schon zu Beginn der Karriere gesagt, und heute stehen sie damit nicht allein, denn die Puristen sind weltweit auf Rückzug. Junge Musiker bereichern die Szene mit progressivem Bluegrass, der Geschichten erzählt jenseits vom Himmelreich. „Da wir sowieso nie von den Puristen ernst genommen wurden, haben wir uns gesagt: Wir machen jetzt unser eigenes Ding“, erzählt Hank Hambone, „und dann haben wir angefangen zu komponieren“.
2009 veröffentlichten sie ihre erste CD „Hunting Bluegrass Squirrels“. Das aktuelle Werk „Neue Wege“ macht nun das halbe Dutzend voll. Überwogen auf den Frühwerken noch die Interpretationen der Songs anderer Komponisten, überwiegt heute das eigene Material. „Wir haben die Musik, die wir sonst machen, zurück genommen und uns in den Dienst des Songs gestellt. Natürlich ist das Banjo das Banjo, und die Lapsteel ist die Lapsteel. Aber ich habe mich nicht bemüht, Bluegrass oder Country zu spielen, sondern ich wollte den Song nach vorne bringen“, sagt der Banjospieler. „Neue Wege“ präsentiert sowohl englische Songs als auch deutschsprachige Lieder. Die zum Teil aus dem Programm „Liebe Großgeschrieben“ stammen, das die Band zusammen mit dem inzwischen 100 Jahre alten Kabarettisten Fritz Pechovsky geschrieben und auf die Bühne gebracht hat. Pechovsky ist auf einem Song als Gastsänger zu hören. „Er war völlig aufgeregt, denn er war zum ersten Mal in hundert Jahren in einem Studio. Für uns hat die Arbeit mit ihm ein neues Tor aufgemacht und für ihn war es ein Jungbrunnen, obwohl er seine Stimme ‚scheisse‘ fand“, schmunzelt McGorman.
Die „neuen Wege“ tragen Früchte: Die Dapper Dan Men werden im Dezember von der Pop Rock-Stiftung mit zwei Preisen ausgezeichnet: Der Song „Solange wir laufen“ erhält die Preise „Bester deutschsprachiger Song“ und „Bester deutschsprachiger Countrysong“.