Undress Your Madness

Frontiers Records I VÖ: 08.11.2019

Rückkehr zu alter Form

Hat den Pretty Maids noch keiner gesagt, dass wir mitten im 21. Jahrhundert leben? Offenbar nicht, denn sie haben das breitbeinige Bratzen, den fröhlichen Pomp, der vor über 30 Jahren ihr Hit-Album Future World prägte, wieder zu voller Blüte empor gelärmt, und es ist kein bisschen peinlich. Was sich auf den Vorgängeralben schon andeutete, hier gelangt es kompromisslos zur Vollendung: Große Hooks zum mit pfeifen, große Riffs zum Luftgitarre spielen, härtere Songs wie ›Serpentine‹ oder ›Slavedriver‹ (da wird sogar vorsichtig gegrunzt) strahlen metallische Riff-Härte aus, verweigern sich aber der Versuchung, auch nur die kleinste schräge Harmonie hereinzulassen, zu ›Shadowlands‹ lässt sich gar trefflich schunkeln. Und so möchte man angesichts der von Ronnie Atkins‘ lieblich gebrüllten Melodien eher beseelt lächeln als die Fäustchen zu Pommesgabeln zu formen. Zum guten Schluss gibt e noch mit ›Strength Of A Rose‹ eine breitwandige Powerballade, die einem das ziemlich gemischte Gefühl verschafft, gerade eine komplette Schwarzwälder Kirschtorte verspeist zu haben. Fazit: Die Pretty Maids sind immer dann man besten, wenn sie konsequent alle Klischees gleichzeitig bedienen. Das haben sie schon lange nicht mehr so eindrucksvoll getan. Ein Riesenspaß.

8/10