Obacht! Explosives Power-Trio
Rob Tognoni, Jubez, Karlsruhe, 30.10.2019
Rob Tognoni – ein Schrank von Kerl mit einem Sack, prall gefüllt mit Millionen von Tönen – wird auch gern als „Tasmanian Devil“ bezeichnet. Sein Gitarrenspiel rechtfertigt diesen Ehrentitel allemal. An seinem 59. Geburtstag kalfakterte er sich im Jubez Töne ejakulierend durch einen Set, der den Gläubigen wieder einmal ohrenbetäubend vor Augen führte, dass das klassische Powertrio noch nicht tot ist. Tognoni und seine Sidemen spielten sich mit filigraner Brachialgewalt (das ist kein Widerspruch!) durch ein Jahrzehnt umspannendes Repertoire, und da werden wahrlich keine Gefangenen gemacht.
Posen, Attack, Sound – all das ist bei diesem technisch nobelpreisverdächtigen Gitarristen eher Hardrock denn Blues. Aber es macht Spass, zuzuschauen und zuzuhören. Sein warmer, satter Stratocaster-Sound lässt streckenweise vergessen, dass die in der Mehrzahl eher uninteressanten Songs nur Vehikel für schier endlose Soli sind. Die zum Teil wohlarrangiert zum Teil frei fließend angelegt sind. Gelassenheit ist dem Mann fremd. Gelernt ist gelernt, möchte man der Rhythmussektion begeistert zurufen, denn die kann da mithalten: Drummer Gerry Reynders (von seinem Chef als „Sex Machine“ angekündigt) und Bassist Slawomir Semeniuk sind auch als Dozenten am Masstrichter Konservatorium aktiv – und so spielen sie auch: Reynders‘ spielt so viel, dass man vermuten könnte, er passe mit seinen exorbitanten Fills nicht mehr zwischen die abertausenden von Gitarren-Noten. Aber gemach: Es hat alles Sinn, vor allem weil Slawomir Semeniuk ein solch bodenständiger Basser ist, den die Hektik der Kollegen offenbar vollkommen kalt lässt. Sein Spiel ist der brummende, bräsige Kitt, der im Notfall noch alles zusammenhalten könnte, wenn der Rest der Kapelle mal ernsthaft durchdreht. Was des öfteren geschieht.
Mit der nervösen Energie von „Black Chair“ liesse sich mindestens eine Kleinstadt komfortabel heizen. „Drink Jack Boogie“ beginnt zwar wie ein Zwilling vo ZZ Tops „La Grange“, aber Töne atmen zu lassen, wie es etwa ein Billy Gibbons vorexerziert, ist des Australiers Sache nicht. Wenn das Blues ist, dann spielen Iron Maiden Folk. So wundert es auch nicht, wenn „Hey Joe“ rüde tognonisiert wird, als spiele das Teufelchen die Gitarre mit der Pommesgabel des Satans. Mit „Dark Angel“ hätte er sich den Titel „Rob der Masturbator“ redlich verdient – und das ist keineswegs abwertend gemeint. Wenn dann auch noch Pete-Townshend-Windmühlenflügelarm-Imitationen dazu kommen, ahnt man: Spätestens jetzt bekommt der Bluespurist alter Schule vor Schreck einen Herzinfarkt. Aber für den ist diese Musik auch nicht gemacht.