Ein Scorpions-Veteran spricht
Im Oktober 2014 kam ein Anruf der BNN-Redaktion, ob ich mit Herman Rarebell zu Mittag essen wolle, er sei gerade in Waldbronn (of all places), wo es abend eine Verantaltung gebe, bei der Frank Laufenberg ihn über sein wildes Leben mit den Scorpions befragen werde. ich überlegte nicht lange,obwohl der gebürtige Saarländer nicht gerade zu meinen Favorite Drummers zählt – aber es wurde dann doch ganz nett. Das stand am Tag danach in der Zeitung.
Ex-Scorpions Schlagzeuger Herman Rarebell heute in Waldbronn
Im November 1949 wurde er Hüttersdorf im Saarland als Hermann Erbel geboren. Fast 30 Jahre danach verwandelte er sich in Herman Rarebell und wurde weltberühmt als Schlagzeuger der Hannoveraner Hardrockbandband Scorpions. Seine ersten Versuche, Rockstar zu werden, scheiterten allerdings. „Ich bin 1971 das erste Mal nach England gezogen. Ich hab‘ wirklich gedacht, ich könnte bei einer großen englischen Band einsteigen. Da hat natürlich keine Sau auf mich gewartet, und nach einer Woche war die Kohle alle“,
1977 stieg er bei den Scorpions ein, die damals gerade auf dem Weg in die Arenen und die Stadien der Welt waren. Bis 1996 blieb er der Band treu, die in diesen Jahren ihre größten Erfolge feierte – unter anderem mit der untypischen Ballade „Wind Of Change“. Die Trennung war freundschaftlich, und er hat sie nie bereut: „Musikalisch die beste Zeit waren die goldenen 80er Jahre und die erste Hälfte der 90er, da habe ich ja für die Band getrommelt, getextet und Musik geschrieben. Meine Mama hat auf gut saarländisch immer gesagt: ‚Ma muss uffhere, wenns am schönschde iss‘, und so war es“.
Dass die Band zwar Millionen von Tonträgern absetzen konnte, aber von Musikkritikern meist verspottet wurde, ficht ihn nicht an: „Du kannst nicht jeden glücklich machen. Irgendwann hab‘ ich mir gesagt, es ist egal, was die schreiben. Wenn die Bude voll ist, ist alles Paletti“. Jahre lang hat er in Monaco in einer Art Vorruhestand gelebt. Dort hat er sich mit Prinz Albert angefreundet: „der ist auch ein guter Schlagzeuger, er hat mir gleich sein Schlagzeug gezeigt. Oben im Palast, direkt hinterm Schlafzimmer“ Zusammen gründeten sie die Plattenfirma Monaco Records und beerdigten sie nach ein paar Jahren wieder. Es war die Zeit, als die CD Absätze dramatisch einbrachen.
Sein heutige Frau Claudia Raab – eine Saxofonistin – hat er auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung 2002 kennengelernt. „Sie liebt die Rolling Stones, und sie hasst Jazz, sie ist durch und durch Rock’n’Roll“, sagt er. Kein Wunder also, dass die beiden auch musikalisch gut miteinander können. Er ist derzeit mit seiner „Acoustic Fever“ Show unterwegs, bei der es auch Scorpions-Songs unplugged zu hören gibt. Die CD dazu ist 2013 erschienen. „Im Herbst passt diese akustische Sache gut. Die Abende werden länger, die Leute wollen bei Kerzenlicht zuhause sitzen mit einem Glas Wein, ’ne schöne Frau dabei…“ schwärmt er. Am 25. Oktober kommt die Tour in den Baden Airpark. Aber auch der lauten Rockmusik hat der 64-jährige nicht abgeschworen: Mit seinen ehemaligen Scorpions-Kollegen Michael Schenker (Gitarre) und Francis Buchholz (Bass) betreibt er die Band Temple Of Rock. Das soll auch noch eine Weile so weitergehen. „Wenn ich zwei Wochen zu Hause sitze, sagt meine Frau: es ist Zeit, dass Du wieder auf Tour gehst. Ich kann das gar nicht sein, was man sich so unter einem Rentner vorstellt. Mich interessiert auch nichts außer Musik, wenn ich ehrlich bin. Gut, schöne Frauen vielleicht“. Auch darüber wird er heute Abend in Waldbronn reden.