The Best Years Of Our Lives / Definitive Edition

Parlophone / VÖ: 13.06.2014

Das Album aus dem Jahr 1975 markiert das Ende der Band Cockney Rebel und zugleich den Neuanfang als Solokünster, bei dem die Band zwar noch genannt wird, aber nur noch Manövriermasse ist. Der einzige Überlebende der alten Band ist Drummer Stuart Elliot. Harley, das Chamäleon, überrascht Kritiker und Publikum mit der Renaissance der von ihm bislang verpönten elektrischen Gitarre.

Und so osziliiert The Best Years Of Our Lives zwischen astreinem Pop und Glam Rock – und wird dabei doch nie zu eingängig-banal. Zum von Alan Parsons gemischten Originalabum gibt es vier Bonustracks, der wirkliche Gewinn dieses Vier-Scheiben-Pakets ist aber die doppelte Live CD und die DVD einer ausverkauften Nacht im Londoner Hammersmith Odeon im April 1975. Man hört eine spielwütige Band, die sich ohne Scheuklappen durch unterschiedlichste Stilistiken spielt. Die Frage: „Mache ich hier Rock, Pop oder Chanson?“ dürfte Steve Harley nie bewegt haben. Sein nasaler Gesang, der die Live-Darbietung noch mehr prägt als die Studiovariante, hält alles zusammen. Abstriche muss man am Sound machen: Der ist zwar kristallklar, schwächelt aber leicht in den Bässen. Das Intro der DVD zeigt begeisterte Fans, die ahnen lassen, dass Harley & Cockney Rebel für sie damals mehr bedeuteten als nur Musik. Sie beschreiben ihn als „anders“, „fantastisch“ und „einzigartig“. Zu sehen bekommt man eine intensive Performance, die umso mehr wirkt, je näher die Kamera direkt auf das Gesicht des Sängers hält: Das Gesicht eines Schauspielers, dessen Gesichtsmimik Bände spricht.

8/10