Live & Deutlich
Vertigo / Universal Music / VÖ: 16.11.2018
Gelungen runderneuert
„BAP“ mit Gebläse? Skepsis diesbezüglich weicht unverzüglich eienm erstaunten „oha!“, sobald die dreiköpfige Trötenfraktion im 80er Jahre-Klassiker „Drei Wünsch Frei“ den Sound dieser rundum erneuerten Band anfettet.
Das hat beinahe schon E-Street-Band-Energie und ist zudem sehr lebendig aufgenommen. So geht es gerade weiter in dem vorwiegend mit Klassikern bestückten Programm, in dem sogar Uralt-Hits wie „Anna“ und „ Die ruut-wiess-blau querjestriefte Frau“ ihren Platz haben. Aber wer die neue Version von „Kristallnaach“ gehört hat, der hat großes Kino von brutralst möglicher Aktualität gehört. Man spürt, wie wichtig Niedecken dieses Stück ist. Auch des neue Material wie „Absurdistan“ und „Vision vun Europe“ kann in Punkto Intensität durchaus mithalten, gelegentlich schleichen sich dabei in den Gesang Dylan‘sche Manierismen ein, aber das passt prima zum rustikaleren Gesamtklang der Band, in dem besonders Anne de Wolffs Geige positiv auffällt, wogegen die Gitarrenattacken ihres Gatten Ulrich Rode gelegentlich etwas ziellos zerfasern. Was aber sofort vergessen ist, wenn die Droge Nostalgie ihre Wirkung tut: Der Publikumschor bei „Do kanns zaubre“ lässt vorm geistigen Auge Bilder von Menschen gesetzten Alters entstehen, die sich verstohlen die eine oder andere Träne aus dem Augenwinkel wischen.
8 1/2 / 10