Radio Pandora (plugged)
EMI / VÖ: 16.5.2008
Allein für die Idee, Jack Kerouacs über fünfzig Jahre altem Urknall aller Roadmovie-Literatur „On the Road“ ein musikalisches Denkmal zu setzten, ist preiswürdig. Dieses Bebop-geschwängerte Buch mit einer straighten Rocknummer („Wat für e’ Booch“) zu würdigen, ist ein Hinweis darauf, wie viel Stimmungen diese beiden neuen BAP-Alben einfangen.
Der Texter Niedecken setzt auf die mal stürmische, mal melancholische Musik, die zum Großteil von seinen Kollegen Helmut Krumminga und Micheal Nass geliefert wurde, mit der Grundhaltung eines skeptischen Optimisten seine Themen „Glaube, Hoffung, Liebe“ ins werk, wie schon auf dem „Sonx“ Album 2004, aber mit deutlich mehr Zwischentönen. Das Plugged-Album nimmt vom verhaltenen „Prädestiniert“ Fahrt auf, um im wütenden Blues-Rocker „Diego Paz wohr nüngzehn“ seinen ersten Höhepunkt zu finden. ZZ Top meets Deep Purple plus die staubtrockene Produktion von Wolfgang Stach machen den Song zu einem todsicheren Live Favoriten – der übrigens das einzige ausgefranste Gitarrensolo der beiden Alben enthält. Der Rest taugt auch ohne zum „affrocke“. Wie schon auf dem 3 x 10 Jahre Jubiläumsalbum ist hier kein Platz für überladene Arrangements. Das unplugged-Album, das fast ohne Overdubs live eingespielt wurde, lässt zudem Tour-Gastgeigerin Anne de Wolff unaufdringlich glänzen, bietet mit Niedeckens eigenem Song „Magdalena (weil Maria hatt’ ich schon“) seine bislang anrührendste Komposition, und mit „Senor“ das in seiner schlichten Schönheit eindrucksvollste Dylan-Cover des Kölners und seiner hochmotivierten Band.
8 1/2 / 10