Bananas
EMI / VÖ: 9.9.2003
Und wieder ein Besetzungswechsel, der die Band verändert. Der neue Tastenmann Don Airey, der Jon Lord ersetzt, ist stilistisch und soundmäßig näher an seinem Vorgänger als Gitarrist Steve Morse Ritchie Blackmore. Mancher Fan glaubt gar, das Album sei noch mit Jon Lord aufgenommen. Aireys Anteil an der Durchlüftung des Purple-Sounds darf nicht unterbewertet werden.
Der leichte Grauschleier, der sich über Abandon gelegt hatte, hat sich verflüchtigt und ist einer noch größeren Experimentierfreude im Detail gewichen, und das liegt auch an Airey. Bananas wächst mit jedem Wiederhören. Hier hat sich die Band von allen Scheuklappen und kommerziellen Erwägungen befreit und spielt das, was ihr gefällt: Riffbasierten Hardrock (›House Of Pain‹), gutgelaunten Rock’n’Roll (›Razzle Dazzle‹ ) und bluesinfiziertes Zeug der unterschiedlichsten Gewichtsklassen. In der Schwergewischstklasse liegt ›Picture of Innocence‹ ganz vorne, das eine irre Wandlung zwischen den zurückhaltenden, staubtrocknen Strophen und dem aufbrausenden Refrain parat hält. Auf der anderen Seite überzeugt das komplett stressfreie ›Walk On‹, das als resigniertes Abschieds-Liebeslied eines lebensklugen reifen Mannes gelesen werden kann. Genauso singt es Gillan auch. Allein die Ballade ›Haunted‹ steht der Band nicht – was aber allein am klebrigen Arrangement liegt. Da hätten sie ich besser auf das sparsame Arrangement besonnen, das dereinst „When A Blind Man Cries“ auszeichnete.
9/10