Jürgen Roth, Michael Sailer.
Deep Purple. Die Geschichte einer Band
„Es würde mehr Spaß machen, mit Saddam Hussein auf der Bühne zu stehen als mit Ian Gillan“, hat Ritchie Blackmore 1999 gesagt. Da stand er schon ein halbes Jahrzehnt lang nicht mehr mit Ian Gillan auf der Bühne, dafür aber mit seiner Verlobten Candice Night. Warum das nicht gut ist, und warum Blackmore und Gillan nicht miteinander konnten, das ist in der neuen Deep Purple Biographie von Jürgen Roth und Michael Sailer nachzulesen.
Höchst subjektiv, sehr wertend, aber immer überzeugend. Selbst wenn man die Bewertung der beiden nicht immer teilt. Hier haben zwei sträflich junge Männer (Jahrgang 1963 bzw. 1968) der entscheidenden, stilprägenden und doch nie erreichten Hardrockband des vergangenen Jahrhunderts ein sprachgewaltiges Denkmal gesetzt, das vor Faktenreichtum quillt, vor Urteilsfähigkeit raucht und vor Sprachmächtigkeit geradezu vibriert. Nachgezeichnet werden die Anfänge der Band als „gecastete Boygroup“, die stilistische Unsicherheit der Rod-Evans jahre, der unglaubliche Erfolgsdruck der frühen siebziger nach dem Urknall „Deep Purple in Rock“ und schließlich das Zerbrechen der Band Mitte der 70er. Auch nach der Reunion 1984 bleibt es spannend, und hier entsteht vor den Augen des Lesers ein höchst amüsantes aber auch erschreckendes Psychogramm bandinterner Beziehungen und insbesondere des obskuren Gitarristen Ritchie Blackmore, Genie und Totalausfall in schnellem Wechsel. Die Autoren machen auch nicht den Fehler, das Spätwerk der Band (Sänger Gillan und Bassist Roger Glover wurden vergangenes Jahr 60) abzuqualifizieren. Sie rücken es genau dorthin, wo es gehört, indem sie ihm ernsthafte Entspanntheit attestieren und die Fähigkeit, neue Fans zu gewinnen, und dabei Würde zu bewahren.
Hannibal Verlag, 2005, 526 Seiten. 27.90 €