Like It Is. At The Mesa Arts Center
Frontiers Records / VÖ: 3.7.2015
Ein musikalischer Offenbarungseid
Mit jedem Besetzungswechsel, mit jeder Veröffentlichung kommen Yes ihrem offensichtlichen Ziel näher, ihren guten Ruf in Schutt und Asche zu legen. Auf dem Mitschnitt des Konzerts vom 12. August 2014 im Mesa Arts Center in Arizona geben sie Close To The Edge und Fragile in Gänze wieder und massakrieren konsequent diese musikalischen Großtaten von einst. Für Yes Fans der ersten Stunde ist das Doppelalbum eine einzige Übung in Fremdschämen.
Der Mittelteil von ›Close To The Edge‹ etwa rumpelt wie eine müde Bierzeltkapelle, Keyboarder Geoff Downes stört mit unpassenden Synthie-Sounds, Drummer Alan White spielt offenbar unter dem Einfluss von Tranquilizern. Jon Davison klingt wie einer, der nach Zahlen malt – ohne die leiseste Ahnung von dem, was der da singt. Die Stimme ist zudem unangenehm spitz und tonlos abgemischt, passend zum halbgaren Gesamtsound, der klingt wie ein unbearbeiteter Mischpult-Mitschnitt. Was selbstredend die Opulenz der Kompositionen aufs fürchterlichste konterkariert. Die knochentrockenen Songs aus dem Fragile sollten eigentlich demonstrieren, wie sich abgehobenes aus vegetarisch vernebelten Hirnen mit der brachialen Körperlichkeit gut konstruierter Riffs verbinden lässt. Aber das wohl aus Sicherheitsgründen gebremste Tempo und eine verschwommene Schludrigkeit überziehen auch sie. Man mag zu Jon Andersons esoterischen Manierismen stehen wie man will, aber wenn man hört, mit welcher süßlichen und zugleich angestrengten Affektiertheit Jon Davison ›Heart Of The Sunrise‹ zugrunde richtet, dann wünscht man sich noch eine letzte Reunion mit dem Original-Sänger. Am besten mit Bill Bruford am Schlagzeug. Aber der hat sich schon 2009 vernünftigerweise in den Ruhestand verabschiedet.
2/10