Affinity

Inside Out Music / VÖ: 29.4.2016

Wechselbad der Gefühle

Mehr 80er-Jahre-Einflüsse – von Rush bis Toto, von Yes (der 90125-Phase) bis zu Filmmusik – zuzulassen war das erklärte Ziel der Briten. Die Zutaten sind die vertraut, die Gewürze sind neu. In ›1985‹ (sic!) wird es ruchbar. Pompöse tönt das Keyboard, synthetische Drums tanzen über einem hochglanzpolierten Rosa-Cadillac-Riff.

Aber es bleibt bei reizvollen Anspielungen auf jene Klangästhetik. Die Substanz der Musik brodelt gewohnt weiter: lässig entwickelt sich disharmonisch Hypnotisches, finster rumpelt es im Maschinenraum und Stimmen, wie von künstlicher Intelligenz erzeugt, erklingen. Bis im fast 16 Minuten langen Magnum Opus ›The Architect‹, bei dem Leprous-Sänger Einar Solberg als Gast mitwirkt, ordentlich durchgelüftet wird: kinematografische Kompositionskunst, die von unterkühlten Maschinenklängen zu einem feierlichen Refrain hinan steigt, um urplötzlich in einen Höllenschlund voller Growls und Gehämmer abzustürzen. Zwischendrin gibt gewohnt solide Gitarren-Frickelei und gut sortierten Wohlklang. Mit dem erhaben fließenden ›Bound by Gravity‹ endet das Album. Ein reifes Werk mit allen Nuancen von Licht und Schatten, Hässlichkeit und Schönheit, Anstrengung und Gelassenheit. So viele gute Ideen würden mindere Künstler über ein ganzes Lebenswerk verteilen oder sich darin verheddern.

8/10