Breaking Free
Ruf Records / VÖ: 26.2.2016
Ist das wirklich Blues? Die ersten fünf Minuten auf dem zweiten in Deutschland erschienenen Album der Kanadierin klingen wie eine Kreuzung der Hardrock-affinsten Momente von Joe Bonamassa und Led Zeppelins Physical Graffity Led Zeppelin. Gitarrist Jan Laacks gibt den coolen Riffmaster, während Drummer Hardy Fischötter den John-Bonham-Impersonator macht.
Drüber bohrt sich diese Stimme ins Ohr, die imstande ist, alle Stürme des Lebens abzubilden und deshalb nicht ganz zu Unrecht mit Janis Joplin verglichen wird. Die Produktion, die immer genau weiss, wo geklotzt werden darf und wo nicht – tut ein Übriges, etwa in sensibel arrangierten Balladen, die die Stimme scheinen lassen, oft grundiert von einer kaum wahrnehmbaren Hammond-Orgel. Zu denen das rein akustische Stones-Cover ›Wild Horses‹ perfekt passt. Aber sie kann auch anders: Sumpfig slidet ›Wild One‹ durch den Wüstenwind, funky und trickreich kommt ›Workhorse‹, das in drastischen Text-Bildern einen beschissenen Ehe-Alltag schildert: „no grass in my feed bag, but at least I‘ gettin laid“ (kein Gras in meinem Futtertrog, aber zumindest werde ich gebumst). Das Volumen dieser Stimme hebt vor allem das quaälken dahinschleppende deutlich über das Durchschnitts-Level. „Higway Of Tears“ ist eine so herzzerreissende, apokalyptische, auf den Punkt arrangierte Verzweiflungsorgie, bei der jeder Nusiker in den richtigen Farbtopf langt und die richtige Dosis kennt. Ja, es ist der allmächtige Blues.
8/10