„Was soll uns die Liebe?“
Neue CD von Volker Schäfer und Ensemble LesArt
„Erich Fried habe ich in den 80er Jahren einmal live gesehen, das hat mich total umgehauen, und hat mir den Weg zur Lyrik geebnet“, sagt Volker Schäfer. Den Ettlinger Gitarristen hat der 1988 verstorbene Lyriker, der sowohl für seine politischen Gedichte als auch für seine Liebeslyrik bekannt wurde, nicht mehr losgelassen. Jetzt ist aus Schäfers Begeisterung für Fried eine CD mit dem Ensemble LesArt geworden. „Was soll uns die Liebe“ vereint gelesene und gesungene Fried-Texte mit drei dazu passenden Texten des Romanciers Thommie Bayer. „Der Rote Faden ist, dass beide über Beziehungen zeitlos, voller Gefühl und mit nachvollziehbaren Worten schreiben“, erklärt Schäfer die nicht unbedingt nahe liegende Kombination.
Der Musiker ist überzeugt, dass Fried weder vergessen, unzeitgemäß oder gar ein Spezialthema für Alt-Achtundsechziger ist: „Es gibt Leute zwischen 25 und 40, die kennen ihn“. Zusammen mit Ingrid Köhler und Wolfgang Seitz, den beiden Sprechstimmen des Ensemble LesArt und den Gesangstimmen Argentina Modalca und Nicolas Sturm hat Schäfer das ehrgeizige Projekt umgesetzt. Es sollte nicht einfach eine abwechselnde Folge von Musik und Wort sein. In Schäfers Arrangements sind gesprochene und gesungene Textabschnitte in die Musik integriert – mal harmonisch, mal kontrastierend. Kontraste klingen gleichermassen gewollt wie gelungen: Die beruhigende, einem leisen Fluss gleiche Bewegung der Gitarrenmelodie trägt die klaren Worte des Dichters etwa in „Die Liebe und wir“: „Welche Hilfe hat uns die Liebe gebracht gegen die Arbeitslosigkeit gegen Hitler, gegen den letzten Krieg…“ Schäfers Gitarre wird dabei einfühlsam von Bassist Dieter Schult und Pianist Wilke Lahmann unterstützt.
„Der Text war mir die Inspiration für die Melodien, und ich habe dieses Mal fast alles am Klavier erarbeitet. Ich wollte es richtig machen“, sagt Schäfer, der sich ein halbes Jahr intensiv mit dem Konzept befasste, und danach erst einmal Überzeugungsarbeit bei seinen Partnern leistete. Damit die Stimmung so umgesetzt werden konnte, wie es der Musiker in seinem Kopf hörte, spielte das komplette Ensemble im Studio alles live ein. Konkret konnte das Regieanweisungen wie diese bedeuten: „Bei Takt soundsoviel muss der Sprecher einsetzen, dann kommt der Spannungsboden auf den Dominant-Sept Akkord“. Die heute ungewöhnliche Vorgehensweise brachte denn auch ein Produkt hervor, dem sowohl Konzentration als auch emotionale Anteilnahme der Beteiligten anzuhören sind. „Leute die es jetzt schon gehört haben, sind begeistert, wie gut Musik und Sprache integriert sind“, freut sich Volker Schäfer.