Als wären sie schon im Stadion
CD Release Party von Stereodrama, Tempel, Karlsruhe, 16.1.2016
Eine CD-Release-Party ist immer etwas Besonderes, meint Denis Majnaric, Bassist von Stereodrama. In einer halben Stunde soll sie beginnen, es soll „unser Abend werden“. Dafür haben sie den ganzen Tag geschuftet. „Wir haben eine extra PA geholt, am Sound gefeilt, und der Merchandising Stand ist etwas großzügiger als sonst“. Dass letztlich keine 100 Leute an diesem Abend da sind, kann die Musiker nicht erschüttern. Sie wissen, dass der Prophet lange braucht, bis er im eigenen Lande was gilt, und schließlich ist es auch eine Art Familientreffen: „Wir haben ja nicht so oft zuhause gespielt. Uns ist es wichtig, den Leuten, die uns vielleicht zwei Jahre nicht gesehen haben, zu zeigen: Da ist was passiert“.
Klar, dass an einem solchen Abend auch eine Vorband dabei ist. Endeffekt kommen aus Forbach im Schwarzwald. Man kennt sich von Festivals und respektiert sich, obwohl die Schwarzwälder mit ihrem wohlsortierten Deutsch-Poprock musikalisch auf einer anderen Wellenlänge liegen. Denis Majnaric steht bei deren Konzert ganz vorn und freut sich, dass „sein“ Publikum die Gäste abfeiert. Dann sind Stereodrama auf der Bühne: Ein Gitarrenriff im Dunkeln, dann volles Licht, Action, Frontalangriff: „Synonym Of Love“, der Opener des Albums. Neun Songs von „Attitude“ werden sie an diesem Abend spielen. Plus ein paar „alte Hits“. Geradliniger Gitarrenrock, rotzfrech wie von einer Punkband gespielt – aber eben auch mit Gitarrensoli und gelegentlichem Latin-Flair angereichert. Auf der Bühne zeigt sich, dass die Produktion des Albums, die auf „weniger ist mehr“ setzt, die optimale Blaupause für eine energiegeladene Show bietet. „Well, since I can remember we always had one goal: Work hard like ur heroes and tour around the globe“ singt Christian Gelibert in „The Best Is Yet To Come“. Die Welttournee haben sie bislang noch nicht geschafft, aber immerhin haben sie in Christians Heimat Ecuador getourt und dort vor größerem Publikum gespielt. Aber Stereodrama sind Überzeugungstäter, die sich nicht drum scheren, wie viele Leute vor der Bühne stehen. Sie benehmen sich so, als wären sie schon vor 100.000 Leuten bei Rock in Rio angekommen, bei strahlendem Sonnenschein, auch das ist „Attitude“.
Folgerichtig überzeugt Drummer Lukas Pferrer nicht nur mit muskulösem, sondern zeigt auch Muskeln – er spielt mit nacktem Oberkörper – und natürlich gibt es ein Schlagzeugsolo mit perkussiver Unterstützung des Bassisten. Er und Gitarrist Jürgen Beck sind Bewegungsenergie in Reinkultur, alle Posen inklusive. Fuß auf die Monitorbox, breitbeinige Kampfhaltung bei Soli und immer exakt auf den Punkt, als sei es der letzte Auftritt. Dass dabei der Gesang manchmal ein bisschen atemlos klingt – geschenkt. Jemand reicht Christian Gelibert eine Wasserflasche. „Soll das ein Witz sein? Wasser? “. Er trinkt es trotzdem und erinnert die alten Fans daran, dass das Video zum Titelsong des ersten Albums „The game“ just auf dieser Bühne gedreht worden ist. Die Fans vor der Bühne und das gute Dutzend, das bei Zugabe auf der Bühne mitsingt, haben sie schon mal sicher für die nächsten Jahre. Jetzt die Welt.