„Lady In Black“ hat viele Türen geöffnet
Karlsruher Begegnung mit Ken Hensley, notiert am 6.1.2008
Vom Hotel zur Schwarzwaldhalle sind es nur ein paar Schritte, und natürlich ist es Ehrensache für Ken Hensley, den blauen Pfeiler mit der Aufschrift „Schwarzwaldhalle“ zu umarmen. Der Gitarrist, Keyboarder und Sänger, der vor über 35 Jahren den Klassiker „Lady in Black“ geschrieben hat, grinst: „Memories, memories!“ Hand aufs Herz, Mr. Hensley: Natürlich erinnert er sich nicht mehr an das Easter Rock Festival vor dreißig Jahren, als er hier mit Uriah Heep aufgetreten ist. Die damalige Besetzung sollte zwei Jahre später auseinandergehen, und in dieser Zeit war es auch, als er mit Drogenproblemen zu kämpfen hatte.
Das ist längst vorbei, zum BNN-Gespräch gibt’s einen Apfel und ein Mineralwasser. Gerade war er in der Schweiz, hat mit einem jungen Sänger zusammen eine neue „Lady In Black“-Version aufgenommen und Promotion für seine Autobiographie „Blood On The Highway“ und das gleichnamige Album gemacht. Natürlich freut es ihn auch, wenn er in Karlsruhe seine vielleicht treuesten Fans treffen kann, die Musiker der Uriah-Heep Coverband „Circle Of Hands“. „Sie versuchen das nicht zu imitieren, sie zollen einfach mit Respekt einer Band Tribut, die sie offenbar alle lieben, und das genieße ich ja. Und sie sind so enthusiastisch. Ich hab sie gestern abend getroffen – wenn sie schlecht wären, würde ich keine Zeit mit ihnen verbringen““
Zwar hat Hensley nach seinem Ausstieg bei Uriah Heep 1980 immer wieder Musik veröffentlicht, aber er sagt über sich selbst, dass er 15 Jahre lang praktisch Rock-Rentner war. Um sein Leben aufzuschreiben, musste er erst einmal seinen früheren Weltruhm ‚loswerden’: „Ich war einmal wichtig, groß, weltberühmt, und plötzlich war ich – zumindest in der Wahrnehmung der Musikindustrie – irrelevant. Das ist aber etwas, da müssen alle erfolgreichen Entertainer durch. Denn irgendwann endet diese Reise auf dem fliegenden Teppich immer. Wie man dann landet, das hat man selbst in der Hand.“
Sein Buch erzählt ehrlich von Sex, Drugs and Rock’n’Roll, aber er vermeidet reißerische Schilderungen – und schmutzige Wäsche waschen ist ihm auch fremd. „Ich wollte einiges klarstellen, wollte Einblick geben nicht nur in die Ereignisse, die überall gut dokumentiert sind, sondern auch in die Hintergründe“. Die Band als Clique von Freunden, das sei ein Irrtum, beispielsweise. Eher eine auf zeit gut funktionierende Arbeitsgemeinschaft. Und das sei auch Uriah Heep nie so gewesen, weswegen eine Reunion mit Gitarrist Mick Box, der die Band bis heute betreibt, überhaupt nicht in Frage komme .
Für Hensley waren die ganzen Jahre danach ein lange Reise zu sich selbst, zum Glauben an Gott und wieder zurück in die Welt der Musik: „Langsam aber scher habe ich einen Platz in der Musikwelt gefunden, der richtig für mich ist. Ich bin 62 Jahre alt, ich kann nicht um die Welt jetten und 300 Konzerte im Jahr geben. Ich spiele gelegentlich live, ich habe eine exzellente Gruppe norwegischer Musiker. Dieses Jahr werde ich auf einigen Festivals auftreten. Und das macht mir wirklich Spaß. Wie Anfang der 70er“.
Ja, er spielt auch gerne noch „Lady in Black“. Es hat ihn nie genervt, im Gegenteil: „Das hat mir die Tür geöffnet, damit ich das tun kann, was ich jetzt tue. Zumindest hören sich die Leute mal an, was ich so treibe Wir hatten nur eine schlechte Kritik für das aktuelle Album. Das gab es noch nie in meinem Leben. Ich bin immer sehr dankbar, ich meine: wie viele Menschen können etwas wie ‚Lady in Black’ hinterlassen? Jedes Mal wenn ich diesen Song spiele, ist es für mich unfassbar, wie sehr die Leute es lieben, und das seit 36 Jahren! Das ist doch fantastisch.“