Rendezvous mit dem Wah Wah Pedal
Blues Caravan, Jubez, Karlsruhe, 29.1.2014
Es ist eine Jubiläumstournee: Seit zehn Jahren schickt Thomas Ruf, Inhaber des gleichnamigen Labels durchweg junge Gitarrentalente als Dreier-Package unter dem Titel Blues Caravan auf Tour. Hier waren inzwischen weltbekannte Namen wie Ana Popovic, Oli Brown oder Joanne Shaw Taylor schon in eher intimen Konzerten zu hören, bevor sie den Sprung auf die großen Bühne schafften.
Auch das Paket, da am Mittwochabend im Jubez zu hören war, bot durchweg solide Qualität und einen jungen Musiker, dem man sicher mehr als das Tingeln durch die Clubs prophezeien darf. Der 21jährige Laurence Jones wurde vom britischen Classic Rock Magazine schon mal als „The head boy of the new breed“ belobigt, die BBC verglich sein Gitarrenspiel mit dem des jungen Robin Trower. Auffällig ist die Energie, mit der der Knabe – der aussieht wie ein Zehntklässler – zu Werke geht und die wunderbare Balance zwischen Riffs- und Solo-Spiel. Der Mann lässt absolut keine Lücken – aber klingt selbst in höchst eruptiven Momenten noch auf seinem Instrument höchst entspannt, selbst wenn er dabei beschwörende Blues-Mantras von Leid und Schmerz herunterbetet. „Can’t keep living like this“ singt er mit der Nachdrücklichkeit eines alten Weisen, und man möchte ihm aus der Hand fressen. In seiner Hommage an Jimi Hendrix („All Along The Watchtower“) bedient er alle Ausdrucksmöglichkeiten: von verhalten hingetupft bis brüllend. Dabei weiß er ganz genau, welcher Sound an welche Stelle passt. Dass er dann solistisch überzieht: geschenkt. Das ist das Privileg der Jugend.
Dass Christina Skjolberg (die den Abend nach einer gemeinsamen Jam eröffnet hat) eine handgroßes Tattoo mit dem Kopf von Jimi Hendrix auf dem Oberarm trägt, macht aus ihr zwar eine junge Frau mit Geschmack, aber noch keinen Jimi Hendrix. Ihr „Voodoo Chile“ gerät am Ende ihres Sets zu einer Fingerübung für standardisierte Blues-Rock-Klischees, die kaum über ehrbares Handwerk hinauskommt. Der Rest ihrer Performance ist grundsolide, ihr Gitarrenspiel hat eine deutliche Rock-Schlagseite und sitzt passgenau im ehrbaren Rumpelrocker „Hush“, der auch eine geringe Dosis Funk einfließen lässt. Wirkliche Farbe in die Musik bringt der Kollegen Laurence Jones, der im Set der Norwegerin die Rolle des Keyboarders übernimmt. Für den nächsten Auftritt in dieser Rolle sollte ihm allerdings jemand eine echte Hammond spendieren.
Der dritte im Bunde heisst Albert Castiglia, stammt aus den USA und steht offenbar auf einer Starkstromleitung. Er bewegt sich zumindest so und zieht zappelnd zwei Instrumentalnummern mit ultraschnellen, beissenden und schrillen Soli durch. Dann bescheinigt er dem Publikum, es sei verrückt sei, er möge das aber. Erzählt noch irgendwas von den Freuden des Biertrinkens und schaltet dann einen Gang runter, aber beileibe noch nicht in den ersten. Er bleibt in Sachen Gitarrensoli der Überdruck-Sieger des Abends und nebenbei noch der Mann mit der ausdrucksstärksten Stimme. Dass am Ende alle drei Beteiligten gemeinsam die noch nicht gespielten Tüne abarbeiten, ist gute Tradition des Blues Caravan und offensichtlich sowohl für Musiker als auch Publikum ein Riesenspaß.