Ying und Yang
Saga & It Bites, Remchingen, Kulturhalle, 25.5.2009
Saga seien gepriesen dafür, dass sie It Bites hervorragenden Ton und prima Licht spendieren. Die wissen das zu nutzen und spielen einen dynamischen, energiegeladenen 40-Minuten Set. Das neu formierte Quartett mit John Mitchell an Gitarre und Gesang bettet alten Klassiker perfekt in ein Programm mit dem aktuellen Material einbettet. Keiner, der It Bites noch nie gehört hat würde einen Bruch bemerken.
Mitchell kopiert seinen Vorgänger Francis Dunnery nicht; er hat dessen Geist eingeatmet und atmet ihn leicht variiert wieder aus. Sein Gitarrenspiel ist in Nuancen weniger flippig, es hat ein Quäntchen mehr hardrockige Schärfe. Es gibt geraden, kompakten Rock zum Einstand mit ›Judas‹ (alt) ebenso wie das ausufernde ›The Wind That Shakes The Barley‹ (neu). Da agiert eine Band, die wirkt, als habe sie gerade 150 Konzerte am Stück hinter sich. Ganz anders Saga: Man muss Michael Sadler und seine pompöse Operettenhaftigkeit nicht gemocht habe, aber wenn ein Konzert mit ›The Flyer‹ und ›Wind Him Up‹ beginnt, vergleicht man unwillkürlich. Und fragt sich: Fühlt sich Ob Moratti, der Neue am Mikro wirklich wohl? Er läuft hin und her wie einer, der den Bus an der Haltestelle verpasst hat, klatscht verlegen im Takt und singt das geforderte. Die Setlist gesteht ihm gerade mal drei Songs von der aktuellen CD The Human Condition zu, die er selbst eingesungen hat, und es sind eher die eckigen, unterkühlten. Saga wirken an diesem Abend wie in einer Vitrine, ihre handwerkliche Perfektion drängt sich noch mehr als auf den Studiowerken in den Vordergrund, zumal auch Tourdrummer Chris Sutherland hörbar unter permanenter Übermotivation zu leiden scheint. Einer der wenigen Momente, in dem sich die Musik aus ihrem selbst gemauerten Gefängnis wegbewegt ist, als Jim Gilmour eine launige Ansage macht und anschließende mit etwa wackligem, aber sehr menschlichem Timbre ›Scratching The Surface‹ singt.