Just A Singer … aber was für einer!

Just a Singer“. Hartmut Engler in der Festhalle, Karlsuhe-Durlach, 10.4.2005

Anmerkung: Das Foto entstammt einem PUR-Konzert aus dem Jahr 2009

Hartmut Engler hat für seine Fans jetzt eine einleuchtende Erklärung, warum er unbedingt mal Englisch singen wollte: Weil das Wort „baby“ auf deutsch so furchtbar machomäßig rüberkommt. Auf Englisch nicht, und schon hebt ein Song mit ganz vielen „Babys“ an. Was soll man drumrumreden. Die Fremdsprache steht dem Pur-Sänger gut, weil er sie richtig singt. Phrasierung, Intonation, alles das stimmt. Handwerkszeug eben, aber mehr als das: Er macht aus den Songs, die andere geschrieben haben, Gefühlsware.

Mit einem donnergrollenden Intro startet die knapp zweistündige Show. Was passiert jetzt? Götterdämmerung? Weltuntergang? Heavy Metal? Das nicht, aber es ist doch mehr Rock als Pop: „Long Time Coming“, „Save“, die Single „Fortunate Guy“ haben vieles, was man schon irgendwo mal gehört hat: Supertramp, Fools, Garden, Robbie Williams, Britpop. Alles gut geschüttelt und gerührt. Oder anders: gut geklaut und zusammengebastelt von einem Haufen professioneller Songschmiede, die wissen, wie eine Hookline sein muss, die auch nach vielfachem Hören nicht nervt. Ausnahmslos alle Songs des Albums sind potentielle Singles der Sorte Pop, die das Formatradio erträglicher machen könnten. Herr Engler lässt sich von seinen Kollegen enthusiasmiert beschallen und strahlt. Er genießt es sichtlich auch, seinen Fans mal quasi intim begegnen zu können. Er wirkt lockerer als auf der großen Bühne, spielt hemmungslos Luftgitarre und wirkt überhaupt so, als würde ihm gerade niemand zugucken.

Kein Wunder das, denn die Band, die mit ihm auf der Bühne steht, setzt die Songs seines Albums „Just a Singer“ deutlich zupackender, treibender und lebendiger um, als es die Studioversion ahnen ließe. Die Herren klingen wie eine richtige eingespielte Band und sind es zum Teil ja auch: Gitarrist Ole Rausch, Keyboarder Tobias Reiss und Basser Frieder Gottwald sind „normalerweise“ Mitglieder der Tourband von Laith Al-Deen, am Schlagzeug kommt dazu ein kleines Monster namens Bodo Schopf, das u.a. schon für Falco oder Lindenberg die Stöcke geschwungen hat. Der Mann, der die zweite Gitarre bedient, heißt Roland Spremberg und ist der Produzent der CD. Der die eine oder andere Coverversion gut angestanden hätte: „Free Fallin“ und „Into The Great White Open“ von Tom Petty zeigen Engler im Konzert als einen Sänger, der auch (ein dezentes) Quäntchen Dreck auf dem Stimmband hat, auch hier schaffen die Musiker wieder, das kantige, lastende der Songs herauszuarbeiten, den schweren, pumpenden Groove so zu betonen, als gelte es, Denkmäler zu errichten. Bei „I am The Walrus“ von den Beatles mutiert die Darbietung zum soliden Hardrock-Orkan. Des Sängers Luftgitarrenspiel nimmt Pete Townshend’sche Charakteristik an. Selbstverständlich muss auch Lebensgefährtin Nubya sich präsentieren, mit einer recht interessanten und ganz dünn aufgetragenen Slow-Version von Whitney Houston’s „Dance With Somebody“ und dem anschließenden unvermeidlichen Duett.

Der Zugabenblock betont dann vor allem den Spaß: „Dead Skunk“ ist ein Song von Loudon Wainwrgight III, den Engler nach eigenem Bekunden immer auf Geburtstagspartys singt, wenn er zuviel getankt hat. Ein Brüller, genau wie Donovan’s Little pebble“ inclusive Gitarrenkurs für Menschen, die gar nicht Gitarre spielen können: Zweieinhalb Akkorde. Peter Freudenthaler, und Volker Hinkel von Fools Garden (die mit kurzweiligem Perfektgesang im Vorprogramm überzeugten) kommen auf die Bühne zurück. Mit der sechsten Zugabe „Here Comes The Sun“ wird verfrühter Sommer befohlen. Zum Knuddeln schön.