Der Sympath aus Mannheim
Laith Al Deen, Festhalle Durlach, Karlsruhe, 14.4.2004
Besser kann es einem jungen, aufstrebenden Popstar eigentlich nicht gehen: Zwei Abende hintereinander in der proppevollen Festhalle Durlach, gefüllt zu weit mehr als fünfzig Prozent mit frischgewaschenen, nach Frühlingsvanille duftenden Mädchen. Irgendwann im Verlauf des Konzerts begeht er dann aber den Faux-Pas, sich über den „gestiegenen Männeranteil“ positiv zu äußern.
Schon gut, Laith Al-Deen macht ja Musik „Für alle“. So jedenfalls heißt sein aktuelles Album, und so beginnt auch das Konzert. Es blubbert und brodelt, der Sänger schwimmt sich mit techno-nahem Beat vom Image des Soul-Brothers frei, und schafft gleich in den ersten Minuten Klarheit: Jedes Stilmittel, jede Pop-Variante ist recht, wenn es der Stimme des Herrn dienlich ist. Und es ist. Die sauberen Mädchen klatschen einen sauberen Beat, bei „Viel davon“ zeigt die Band, was sie jenseits der Elektronik draufhat. Handwerk und Inspiration fallen glücklich zusammen auf wohl kalkulierten, aber dennoch beseelten goldenen Boden: Die Refrains kriegen immer rechtzeitig die Kurve vor platter Schlagerhaftigkeit auf der einen Seite. Ebenso meiden sie die pathetisch-sakrale Attitüde eines Xavier Naidoo. Laith Al-Deen produziert zusammen mit seiner Band eine sehr erwachsene Form von vergänglicher, aber dennoch haltbarer Popmusik. Auf der Bühne mehr denn auf Tonträger. Für Momente fühlt es sich fast an wie Rock’n’Roll.
Laith Al-deens Definition von Popmusik ist weder gesichts- noch geschichtslos: da gibt es inspirierte, erdige und weitgehend klischeefreie Gitarrensoli (Ole Rausch). Da macht eine schnörkellos aufspielende Rhythmussection Dampf (Bassist Frieder Gottwald du Drummer Tommy Baldu). Keyboarder Tobias Reiss weiß meistens, das weniger mehr ist.
Bleibt noch dieser unprätentiöse Ausnahmesänger, der auch Entertainer ein Naturtalent ist: Mit seinem speziellen „Monnäma Schahrm“ weiß er die Karlsruher zu begeistern. Richtig spaßig wird es im „Unplugged set“. Da wird kitschige 50er-Jahre-Wohnzimmerathmosphäre auf der Bühne aufgebaut, inklusive Stehlampe. Inklusive auch Gastmusiker Huub Dutch, der dem Hit „Kleine Helden“ mit seiner Trompete einen Touch New York hinzufügt. Was nicht heißt, dass der Song ohne Dutch Mannheim wäre. Daran anschließend kommt der emotionale Knüller des Konzertes: „Ich will nur wissen“. Das ist einfach, wahr und echt. Als es nach über zwei Stunden heißt „Noch lange nicht genug“, nimmt das Publikum den Faden allzu dankbar auf. Party.