Transiberiana

InsideOut Music I VÖ: 10.05.2019

Italo-Prog für Gourmets

Nein, es ist keine Wohlfühl-Musik, wie sie die PFM, die Konkurrenten um den italienischen Altmeister-Prog-Thron auf ihrem letzten Album präsentiert haben. Von einer autobiographischen Reise spricht Gründungsmitglied Vittorio Nocenzi,Die Italo-Prog-Legende mit dem langen Namen – kurz Banco, gegründet 1969 – hatte ihr bislang letztes Studioalbum 1994 veröffentlicht.

Nach dem Unfalltod des charismatischen Sängers Francesco Di Giacomo 2014 hatte wohl kaum jemand mehr mit der Band gerechnet. Mit Tony D‘Alessio am Mikro wurde nun ein Konzeptalbum mit Ecken und Kanten aufgenommen, das eine enorme stilistische Bandbreite zeigt, vor allem aber in weiten Teilen recht sperrig ist. Da gibt es auf der einen Seite unterkühlte, kalte technische Perfektion, die ihre Wurzeln in der Jazz-Rock Fusionmusik der 80er-Jahre hat (›L‘assalto dei lupi‹). Auf der anderen Seite steht ein einfacher Song (›Campi di Fragole‹) in der Tradition großer italienischer Liedermacher. ›Lo sciamano‹ unterstreicht deutlich den Willen, keine Retro-Musik zu machen. Mit elektronischer Verfremdung, finsteren Riffs und einer gehetzten Rhythmik gelingt der Aufbruch in die Zukunft. Nostalgisch sind allenfalls Nocenzis wunderbar verspielten Orgelsoli.

8/10