Die Rockpalast DVDs

28.8.1982 Loreley,15.3.1986 Grugahalle,18.11.1996 Koblenz

EMI / VÖ: 19.12.2008

»Auf alles, was wir veröffentlicht haben, waren wir ganz schön stolz. Ich bin auch stolz, dass wir ’ne typische Rockpalast Band sind. Das war unsere Art von Fernsehen“, sagt Wolfgang Niedecken. Für die Veröffentlichung der Rockpalast Historie der Kölner Band (insgesamt sieben Konzerte gab es) hat sich Niedecken weitgehend im Hintergrund gehalten. Nach der Arbeit am retrospektiven Drei mal zehn Jahre Album seifür ihn das Thema Vergangenheit fürs erste erledigt.

»Ich hab’nur gesagt, ich will das unbeschönigt haben. Es wurden keine Fehler rausgefummelt, so ist beispielsweise mein legendärer Blackout mit drauf«. Aus gerechnet in der zweiten Strophe von ›Do kanns zaubre‹ verliert er plötzlich den Faden. Fast 23 Jahre später ist der Moment immer noch 1:1 auf DVD nachzuerleben. Herrlich. Genauso wie die kölsche Version von ›Money For Nothing‹. Die DVD vom letzten Rockpalastfestival in der Essener Grugahalle am 15. März 1986 (****) zeigt BAP in einer kritischen Phase, der Ahl Männer aalglatt Tour. Kaum wittern die Herren Bühnenluft, ist von Krise keine Rede mehr. Ein kompakter Set, bei dem Major Heuser zudem ebensolche Gitarrensoli liefert. Man fragt sich rückblickend, wozu man mit Christian Schneider bei dieser Tour einen zweiten Keyboarder brauchte.

Sowas hätte es am 28.8.1982 auf der Loreley noch nicht gegeben: Eine wild gewordene Chaoten-Band, der ein Profigitarrist gerade beizubringen versucht, wie eine Profiband zu klingen hat. Von ihrem plötzlichen Erfolg überrumpelt, atemlos und engagiert im besten Sinne. Niedecken kämpft mit der neuen Erfahrung, ab und zu hochdeutsch reden zu müssen, und steigert dadurch den Charme der Performance noch. Ein Fest für Fans der ersten Stunde (8/10 für die, für alle anderen 6/10). Der Bonus – ein Interview direkt nach dem Konzert, ist eine gelungene Momentaufnahme des Gefühlskosmos der Band.

Die DVD Koblenz 18.11.1996 enthält das Tourauftaktkonzert der Amerika Tour, die den weiten Frühling der Ära BAP mit Major markiert. Zehn Jahre nach der Grugahalle ist der Charme der frühen Jahre endgültig verflogen, dafür spielen hier routinierte Profis, die es aber umso mehr schaffen, gerade die alten Songs in einem besseren Licht erscheinen zu lassen. Die damals aktuellen gehören sowieso zu den besten des bis dahin entstandenen BAP Repertoires. Die DVD dokumentiert, dass sich hier eine Band auf den Weg gemacht hat, in Sachen Energie Springsteens E Street Band Konkurrenz zu machen. (9/10). Folgen werden noch im Frühjahr Hamburg Markthalle 1981, Das Konzert an der Toten Brücke 2001 , Tonfilm Tour Musical Dome Köln 1999 und Drei mal Zehn Jahre 2006. Und wie steht es mit der laufenden Tour? »Es ist nichts geplant, aber es besteht wirklich ein ganz kleiner Dienstweg zu (Regisseur) Christian Wagner«, sagt Niedecken.