Lebenslänglich
Vertigo / Universal/ VÖ: 15.1.2016
Neuer Bandname, neue Bestzung und damit einhergehend ein neuer Klang: Mehr denn je nähert sich Niedecken mit seinem neuen Gitarristen und Hauptsongschreiber Ulrich Rode der musikalischen Grundstimmung seines lebenslänglichen Helden Bob Dylan.
„Lebenslänglich“ ist – wenn denn eine Schublade sein muss – mehr ein Americana- denn ein Rockalbum. Zwar gibt es auch hier Balladen zu Hauf, aber es nicht die konsequente Fortsetzung des arg introvertierten Solo-Werks „Zosamme alt“. Amtlich gerockt wird in der gelungen klischeefreien Liebeserklärung an Köln („Dausende vun Liebesleeder“), „Alles relativ“ entsteigt bedächtig den Fluten des Rheins und schwillt zur hypnotischen Hymne – ganz ohne Refrain. „Die Ballade vom Vollkasko-Desperado“ bekommt dank Calexico-Trompeter Martin Wenk Tex-Mex Flair, und „Vision vun Europa“ schafft musikalisch morgenländische Visionen. Richtig anrührend ist „Schrääsch hinner mir“, in dem er seinem 2014 ausgestiegen Drummer Jürgen Zöller ein Denkmal setzt – auch eine Art Liebeslied. Retrospektiv, heimatverbunden, unideologisch politisch und manchmal fast altersmilde entspannt geht es letztendlich immer um Glaube, Liebe, Hoffnung.
7 1/2 / 10