Der knarzige Kauz

Richard Bargel und Dead Slow Stampede im Jubez, Karlsruhe, 19.3.2014

Wenn man den Richard Bargel des Jahres 2014 hört und sich an das erinnert, was er bis 2012 zusammen mit dem ehemaligen BAP-Gitarristen Klaus Major Heuser unter dem Etikett „Men in Blues“ veranstaltete, kommt einem das alles wie Etikettenschwindel vor. Denn dieses Gespann spielte Rock mit homöopathisch eingestreuten Blueselementen. Anders Bargel mit seiner aktuellen Band auf der Bühne im Jubez: Es drängt sich der Eindruck auf, der Mann sei nun wieder ganz er selbst. Dass er dabei mit weniger Publikum auskommen muss – geschenkt.

Die Dead Slow Stampede – bestehend aus Gitarrist Fabio Nettekoven, Kontrabassist Paul G. Ulrich und Drummer Geert Roelofs – ist den auch knarziges, mit minimalistischen Mitteln Funken und Farben sprühendes Vehikel für die Musik des Barden. Deren ungeschriebenes Gesetz Entschleunigung heißt. Bargel selbst setzt das stimmlich am besten dann in Szene, wenn er ganz ohne Druck in den tieferen Tonlagen brummelt. Man mag ihn in solchen Momenten als Mark-Knopfler -Epigonen abtun. Aber es gibt nun wirklich schlechtere Vorbilder. 

Bargels Konzertabend, an dem er fast das komplette aktuelle Album „It’s Crap“ vorstellt, streift neben der stets durchscheinenden Blues-Grundierung Folk und Jazz. Der Klan jeder einzelnen Note ist wichtig. Gerade, wenn es richtig dunkel wird, wie im dräuenden, furchteinflössenden „Lady Of The Black Bamboo“. Sie können aber auch anders: 1965 nahm der amerikanische Bluesmusiker Son House den Song „Empire State Express“ auf: „The Empire State, she rides on Eastern time, she’s the rollingest baby on the New York Central line“. Dieses sprachlich kaum unfallfrei übersetzbare „rollingeste“ transportiert die Deadly Slow Stampede so vortrefflich und ohne Effektheischerei in die Musik, dass auch der letzte versteht, was gemeint ist. Ausufernd, ekstatisch und doch ohne Ausrufezeichen. Es schleicht sich einfach an, dank der raffinierten Verzahnung der elektrischen Gitarrenarbeit des Fabio Nettekoven – der nicht einen Ton zuviel spielt – mit der Grundierung durch den zurückhaltenden Bargel, dessen Klang aber stets die Räume füllt. Und selbst, wenn es hier recht heftig zugeht: Mit Rock hat diese Musik nur ganz wenig Berührungspunkte.

Und was hat es nun mit dem Song „It’s crap“ auf sich? Da geht es selbstredend um den musikalischen Mist, der täglich auf allen Radiowellen dudelt. Dass Bargel auf einem ganz anderen Planeten west, hätte er eigentlich so plakativ nicht bekunden müssen. Ein Spaß ist es trotzdem.