Crossing Over
Eigenproduktion / Just For Kicks Music / VÖ: 18.12.2015
Singe, wem Gesang gegeben
Das Album war praktisch fertig gestellt, es fehlten noch die Gesangsaufnahmen, als der holländischen Band ihr Sänger Leon Brouwer abhanden kam. Was tun? Sie beschlossen, Sänger ihrer Wahl einzuladen, jeweils ein oder mehrere Stücke zu singen, für die sie selbst jeweils einen Text schreiben konnten.
Allein diese Herangehensweise rechtfertigt das Etikett progressiv. Die Musik ist ein Chamäleon, aber nicht nur der wechselnden Gesangstimmen wegen. Metallische Gitarrenriffs kommen ebenso vor wie unterkühlte elektronische Spielereien. Einfache Songs stehen ausgefeilten Instrumental-Orgien wie dem zehnminütigen ›Fine Lines/My End Of The Island‹ gegenüber. ›Beyond The Stars‹ erinnert nicht nur wegen der warmen Stimme Marleen Ten Hoves an die Waliser Panic Room, während ›The Space In Between‹ ein Wechselbad zwischen nebligen Pianoklängen und frontalen Gitarrenattacken ist. Unter den Sängern ist Peter Van Asselt – der inzwischen fest eingestiegen ist – der wandlungsfähigste: Die ersten Töne, die man von ihm in ›Freeway‹ zu hören bekommt, lassen an eine Wave- oder Gothic Band denken. Er kann aber ebenso den Rock-Shouter, und in ›On My Way To You‹ wird er überraschend zu einer Art Tom Waits des Progressive Rock, der seine Seelenpein ins Mikrofon rotzt.
7/10