Comedy mit aggressivem Schrittschweiß

Bembers im Jubez, Karlsruhe, 18.5.2017

Das Bühnenbild lässt ja einiges erwarten: Wie ein Altartryptischen ist in der Mitte der an ein Kirchenfenster gemahnende Kopf des selbsternannten Rock’n’Roll Jesus zu sehen, flankiert von zwei Skeletten. Es tritt auf der fränkische Comedian Bembers (weich für Pampers), ein Mann, der frisurmäßig durch alle Stahlbäder des Heavy Metal gegangen sein muss, während sehr viele Biere durch seine beachtliche Wampe geflossen sind.

Was das Bühnenbild verspricht, der Auftritt hält es: Bembers (bürgerlich Roman Sörgel) schreitet mit großer Geste in seinem Sommerkleidchen („gegen aggressiven Schrittschweiß“), das optisch zwischen Jesus und einem römischen Kaiser oszilliert, und übt derbe fränkische Religionskritik. Schließlich gibt’s ja am Merchandising-Stand T-Shirts mit der Nummer 666 zu kaufen. Und die ist bekanntlich des Teufels. Es beginnt mit einer Begegnung mit einem Vertreter der Zeugen Jehovas, der seine übliche Frage stellt: Ob der Herr denn mit ihn über Gott sprechen möchte, worauf der Herr gegenfragt, ob der denn nicht die Gelegenheit nutzen wolle, mit Gott zu sprechen. Alle Weltreligionen kriegen ihr Fett ab: Einem Koran-Verteiler hält er entgegen: Jetzd kommsd midd’n im Hochsommer daher, wo I mein‘ Ofen ned anheiz’n muss“. Angesichts der Sghöpfungsgeschichte fällt ihm die tatsächlich so noch nie gestellte Frage betreffs Gott ein: „Was had’n der vorher g’machd? Had der a fundierde Schöpfungsausbildung?“ – und dann bastelt er sich seine eigen Schöpfungsgeschichte, bei der er Gott zuschaut, wie der die Erde als Pizzateig entwirft. Der habe ja schliesslich damals noch nicht wissen können, dass die Erde keine Scheibe ist. 

Etwas ermüdend, wenn auch in ihrer Konsequenz schon wieder bewundernswert ist seine ausgeprägte Neigung zun Fäkalhumor. „Stell Dir vor, du scheisst in die Schüssel und da liegd a Blaymobil Figur“ ist noch eine der harmloseren Beobachtungen. Man mag sich einige seiner bildhaft grotesken Kot- und Sperma-Ideen gar nicht vorstellen. Was man sich allerdings gut vorstellen kann, ist eine ganze Armada von Bembers-ähnlichen Wesen, die beim Wacken Open Air um ein Lagerfeuer sitzen und sich ständig solche Geschichten erzählen. Manche sind sogar anrührend, wie die von einer Begegnung mit einem offensichtlich gewaltbereiten Russen in der I-Nahn, der er so lange zutexten, bis eben nichts passiert. Oder die vom pornosüchtigen Freund, dessen Nymphensittich seinem Besitzer diesbezüglich in nichts nachsteht. Oder die ins groteske übertriebene Silvesterknallerei in seinem Kiez, die wie Krieg anmutet. Allein die Namen der Figuren, die seinen Stammtisch in der Kneipe „Burnout“ bevölkern, deuten auf drastische Milieustudien: Mit Hassan, Terror, Pattex und Strudel zeichnet er ein versautes Sittenbild einer Nischenwelt, in der nur eine Religion Erlösung verspricht: Die alleinseligmachende Kirche des Rock’n’Roll.