Folklore

English Electric Recordings / VÖ: 27.5.2016

Englischer geht’s nimmer

Vielleicht ist das das englischste aller englischen Alben, das die mittlerweile achtköpfige Band gemacht hat – ungeachtet der Tatsache, dass mit dem Schweden Rikard Sjöblom und dem Amerikaner Nick D’Virgilio nun schon zwei Ausländer zur Stammbesetzung gehören.

Folklore setzt die Tradition des Geschichtenerzählens fort, die der Band ein Alleinstellungsmerkmal verschafft, es gibt etwas mehr Jazzeinflüsse, etwas mehr Folk, und durch die gelungene Integration des kleinen Bläserensembles und der Geigerin Rachel Hall wird die Band zu einem wahren kammermusikalischen Ereignis. Und grenzt sich damit von jener Spielart des Prog ab, die ihre Fortschrittlichkeit in Metal- oder Electronic-Einflüssen suchen. Mit dem Titelsong haben sie einen der stärksten (tanzbaren!) Ohrwürmer geschaffen, die das Genre je hervorgebracht hat. Über weite Strecken aber herrscht beschauliche, besinnliche Melancholie. Die wirkt wie das akustische Gegenstück zur Optik der Krimiserie „Inspector Barnaby“. Bevor es aber gar zu betulich wird, zeigen die hochqualifizierten Instrumentalisten gerade in den längeren Stücken immer mal wieder ihr Handwerkszeug vor und erinnern daran, dass diese Musik nicht nur schön, sondern eben auch auf-, an- und erregend sein kann. Und Sänger David Longdon ist (auch wenn er es sicher nicht gerne hört) der zweitbeste Peter Gabriel, den es je gab. Hier mehr als je zuvor.

9/10