Grand Tour
GEP / Soulfood / VÖ: 17.5.2019
Musik gewordene Kulturgeschichte
„For science and for art“ sind die ersten Worte, die David Longdon singt – und damit ist der erzählerische Rahmen dieses Werkes abgesteckt. Die Band schaut über den Tellerrand der britischen Inseln hinaus, taucht tief in die Geschichte ein und nähert sich Kunst und Wissenschaft mit vertrauten Mitteln – etwa in „The Florentine“, das die wohlige Aura von Landluft verströmt. Aufs Ganze gesehen wirkt das Album transparenter, extrovertierter als die Vorgängeralben.
Es mag an der über jeden Zweifel erhabenen Arrangementkunst liegen, die der Musik mehr Luft zum Atmen lässt. Es könnte aber auch der Produktion und den vermehrt eingesetzten mehrstimmigen Gesangsparts liegen. Selbst „Roman Stone“, das Viertelstunden-Epos, wirkt nicht wie eine Museumsführung, im Gegenteil: es ist eine über eine lange Strecke tragende, abwechslungsreiche Reise in die Römerzeit. Die zum einen die Atmosphäre des ersten „English Electric“-Albums weiterführt (die an die frühen Genesis erinnerte), zum anderen zeigt, wie harmonisch die Band inzwischen ihre kammermusikalischen Begleiter integriert hat. Nick d‘Virgilios instrumentale Komposition „Pantheon“ erweitert zudem das stilistische Spektrum um einen Hauch Monumental-Fusion: ein Wechselbad zwischen unterkühlt und heiss. Mit dem knackigen Song „Alive“, der vor schierer Lebensfreude nur so sprüht, könnte sich die Band gar neue Zuhörerschichten erschließen.
9 1/2 / 10