Open Up!
Look At Me I VÖ: 03.06.2022
Krautrock? Keine Spur!
50 Jahre alt ist der Dauerbrenner ›Gamma Ray‹, und die aktuelle Besetzung der unverwüstlichen Band startet ihr erstes gemeinsames Studioalbum mit einem gestrafften Remake des Klassikers. Man kann das als Zeichen nehmen: Das Album zitiert alle Stilistiken, für die die Band über die Jahre stand und es klingt dennoch wie ein runde, sehr vitale Einheit.
Unter Corona-Bedingungen produziert klingt es dennoch, als hätten die Musiker sich zusammen im Studio gegenseitig angefeuert. Man mag das alles unter Classic Rock einsortieren, aber es gibt immer wieder genre-untypische Harmonien. ›Wrestling Mama‹ hat die angefunkte Leichtigkeit der End-Siebziger Phase der Band, als Manni von Bohr schon einmal für die Band trommelte. ›The Last Word‹ lässt zuerst Gitarre und Orgel unisono brüllen, die Kuhglocke dengelt den Rhythmus, doch Peter Föller malt mit seiner soul-affinen Stimme eine andere, eine Pastellfarbe. Für ›Open Sesame‹ legt Hannes Vesper ein hypnotisierendes Bassthema vor , auf dem Gitarrist Martin Ettrich und Keyboarder Sascha Kuhn fliegen lernen. Das hat Elemente von Pro-Rock, ist denn auch ein Fest für Ausdruckstänzer und vor allem herrlich luftig arrangiert. Wie überhaupt eine der größten Stärken des gesamten Albums die feinaustarierte Danamik zwischen laut und leise, pappsatt und asketisch ist. Und könnte man ›I Don’t Mind‹ 50 Jahre zurückbeamen, er würde die Tanzflächen der damaligen Rock-Diskotheken in Sekundenbruchteilen füllen.
9/10