Bluespower – weiblich

Blues Caravan Tour am 20.1.2008, Jubez, Karlsruhe

Mit zwei schon relativ etablierten Künstlern einen dritten, jungen Wilden im Tour-Package bekannter machen, das ist die Idee hinter Thomas Rufs „Blues Caravan“. Ruf, der durch Luther Allison Blues-Apostel wurde, schickt alle Jahre wieder Künstler seines Labels als „Blue Caravan“ durch die Clubs, am Sonntagabend war im Karlsruher Jubez Station. Damenabend war dieses mal wieder angesagt.

Dani Wilde heißt die junge Wilde, ist gerade mal Anfang Zwanzig, und spielt einen ganz eigenen, sehr traditionsbewussten Gitarrenstil, dem deutlich der Einfluss ihres Helden John Lee Hooker anzuhören ist. Solide, unspektakulär und ohne Plektrum. Dagegen ist ihr rotzfrecher, stürmisch dränglerischer Gesang in rockigeren Momenten durchaus beseelt vom Geist eines Rory Gallagher (zumindest was den Energielevel betrifft), sie erreicht aber auch Näherungswerte auf der nach oben offen Janis-Joplin Skala. „I love you more than I hate myself“ lostet diesbezüglich im fast quälenden Slow-Blues das Schmerzensszenario aus Candye Kane ist dick und kündigt auch gleich an: „I like to sing Songs about fat girls“.  Aber es dürften auch Dünne klatschen und CDs kaufen, denn „meine Großmutter braucht eine Operation.“, wirbt sie, und das Gelächter steigert sich noch , als sie ergänzt „es ist nicht die gleiche Operation wie beim letzten Mal“. Musikalisch wirkt sie gereift, die Band spielt kompakt und solide: Von deftigen, kraftstrotzenden Shuffles bis zu luftig swingendem Material ist alles drin. Wenn sie am Ende zusammen „Whole Lotta Love“ zuerst auf seine Blueswurzeln zurückführen, um dann schließlich doch noch die Kurve zur Led-Zeppelin-Variante zu kriegen, dann hat das zumindest Charme, wenn nicht sogar einen hohen Ironieanteil. Vor allem, wenn für die ersten Zeilen ausgerechnet Candye Kane den Robert Plant gibt.Deborah Colemans spiel tönt dramatischer, neigt sich mehr zum Rock hin als das der doch sehr ursprünglichen Dani Wilde. Dennoch gibt sie sich über Strecken spröde, scheut sich nicht, eine Phrasierung ohne jede Effekthascherei so lange laufen zulassen, bis sie ausgereizt ist, und spielt dabei nie den Guitar Hero. Sie kann es sich auch leisten, mal einen richtig schönen Balladesken Song zu bringen, der Blues nur noch in homöopathischer Dosis enthält: „Long Time“ hat alles, was ein Popradio in einer anderen Welt spielen würde: Eine gefühlsselige Melodie, gar mehrstimmige Vocals, und es verzichtet auf solistische Lärmerzeugung, ohne des halb kitschig zu werden. Mal ist sie funky, mal spielt sie ihre ganz eigene Classic-Rock Variante. Ausgehend von „Them Changes“ (Jimi Hendrix/Buddy Miles) bastelt sich Coeleman mit ihren Mitstreitern eine rund zehnminütige hippieske Jam-Abschweifung, dass es nur so raucht. Hier geht es nicht um Geschwindigkeitsraserei auf dem Griffbrett, sondern um eine organisch sich entwickelnde Dynamik, die auch dem Keyboarder Raum lässt , spannende Gegenentwürfe zum trockenen, coolen Spiel Colemans zu zeichnen.