The Ballad Of John Henry

Provogue Records/Rough Trade / VÖ: 24.2.2009

Dampfhammer gegen den Schmerz

John Henry war ein schwarzer Eisenbahnarbeiter, der 1872 beim Tunnelbau gegen eine Dampfbohrmaschine antrat, sie besiegte und tot umfiel. Joe Bonamassas Gitarrenspiel kann es jederzeit mit einer Dampfbohrmaschine aufnehmen, wenn er im Titelsong diesem legendären Working-Class-Hero ein musikalisches Denkmal setzt. Wohlgemerkt: Kann. Nicht muss.

Bonamassa umschifft mit selten selbstverliebtem, nie ausuferndem Spiel alle Langeweiler-Fallen. Das Schärfste sind seine wie beiläufig hingerotzten Licks, die Rhythmusspiel und Soli gleichsam unter eine Bettdecke zwingen. Zudem bearbeitet er Songs aus fremder Feder so, dass sie sich zu ureigenen Bonamassa Songs wandeln, Darunter ist Sam Browns ewig gültiges ›Stop‹, nicht allzu weit vom Original interpretiert. Da ist eine kantig mit scharf akzentuiertem Gebläse rockende Version von ›Funkier Than A Mosquito’s Tweeeter‹ (Ailene Bullock) oder das (mit klirrendem Saloon Piano eingeleitete), genial inszenierte, atmosphärisch dicht ›Jockey Full Of Bourbon‹ (im Original von Tom Waits). ›As The Crow Flies‹ von Tony Joe White kommt allwettertauglich asl handfester Rausschmeißer. Bonamaasa Songs – ob eigene oder fremde – vereinen Trauer, Humor und ein genre-untypische Vielfalt. Und Das hört beileibe nicht bei originellen Sound-Zutaten Man höre ›Happier Times‹ und ist zu Tränen gerührt von soviel finsterer Melancholie. Bonamassa selbst sagt über diesen Sog, er sei entstanden, als er ganz im Keller war. „Es ist wohl der beste und ehrlichste Song, den ich je geschrieben habe“. Eine weitere Coverversion, ›Feelin’ Good‹, holt die Stimmung anschließend wieder aus dem Keller, aber ganz vorsichtig. Spätestens hier wird deutlich, dass die Wirkung des Albums auch von der Anordnung der Songs als Gesamt-Stimmungsbild lebt. Einziges Manko: Die Produktion von Kevin Shirley entfaltet wirkliche erst bei viehischer Lautstärke ihren vollen Charme. Das könnte Absicht und Aufforderung sein.

7 1/2 / 10