Over The Border
Roots-Rock
Blue Rose / VÖ: 30.11.2006
Mag das alles Klischee sein, aber das Cover hat’s einfach: Die Kakteen, den einsamen Mann, der ins brüllende Nichts einer Wüstenei schaut – genau das versinnbildlicht die Musik der Brandos, in deren ständig wechselndem Besetzungskarussell David Kincaid die einzige Konstante zu sein scheint.
Wer die Brandos und Kincaid nicht kennt: Der Mann klingt nicht unähnlich CCR-Brüllwürfel John Fogerty, schreibt aber anheimelndere, gefühligere Songs. Die auch auf diesem neuen Album, das nun nach mehrjähriger Durststrecke erschienen ist, nichts von ihrem ungeschliffenen Roots-Rock-Charme verloren haben. Sich neu erfunden haben sie allerdings auch nicht. Insgesamt also Stillstand auf hohem Niveau – mit einzelnen Glanzpunkten. Beispiel: Mit „The Triangle Fire“ schafft es Kincaid, einen sieben Minuten langen Historienschinken anzuschneiden, der zuerst den Geist irischer Amerika-Auswanderer zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts heraufbeschwört, um sich dann in einer knappen Doppelgitarrenorgie mit hohem Anteil folkähnlicher Klangapplikationen einen Pass hochzuschrauben und wieder hinunter. Nichts wird überdehnt – weder das Solo noch die emotionale Wallung und Ballung. Ein Meisterwerklein, das auch schwächere Songs wie „She’s the one“ noch verzeihen lässt. Man kann das mit einem Tropfen Whisky verdünnen und leise „jaja“ und „soso“ murmeln. Dann passt auch das.
7/10