Indian Camel
Indigo / VÖ: 30.6.2017
Wüstentrip mit Beilagen
»Indian Camel« ist des erste Studioalbum von Peter Burschs Band seit 32 Jahren – und beginnt mit einem Riff, über dem sich die Stimme von Liz Blue erhebt. Die signalisiert Aufbruch zu jedem denkbaren Ufer, umspült von wohlgeformten Gitarrenläufen und glasklaren Orgelklängen.
>›I was angry‹ heisst der Song, kling aber eher tiefenentspannt – wie alles auf diesem Album. ›Fall Into The Sky‹ lässt meditative Stimmung einziehen dank herbstlicher Saxophonklänge von Gastmusiker und Ex-Mitglied Helge Schneider, bevor ›Don’t Cross My Way‹ mit leicht angefunktem Southern Rock-Flair in eine ganz andere Richtung abfährt. Die nächste Station dieser emotionalen Achterbahn ist der zwölf Minuten lange Titelsong – ein wahrer Wüstentrip. Kamele ziehen vorbei, die Hitze flirrt, eine Wasserpfeife macht die Runde. Und klingt da nicht gar nach sechs Minuten Hypnose eine leicht verdrehte Variation des Ravel’schen Bolero an? Diese Musik nimmt sich alle Freiheiten, greift einfach jede Inspiration aus dem Orbit und jagt sie durch die Bröselmaschine. Da wundert sich auch niemand, wenn schon Minuten danach handfest gerockt wird mit einem T Rex-Cover, dem donnernden ›Children of the Revolution‹. Eingeleitet und verziert mit einem Sitar-Intro von Peter Bursch. Keine abgehobene Musik, in keinem Moment. Aber dennoch durchweg unkonventionell.
9/10