The 50th Birthday Concerts

2 DVDs/Bonus CD

MIG/ VÖ: 8.1.2016

»Wenn Du als Künstler so viel kannst, willst Du alles machen, und du machst es auch« sagt Pete Brown in einem Interview auf der Bonus-CD dieser repräsentativen Box.

Brown, der Texter legendärer Cream-Songs wie „White Room“ liefert damit die Überschrift für das, was der Bassist, Sänger und Komponist bei zwei Konzerten am 2. und 3. November 1993 aus Anlass seines 50. Geburtstags im Kölner E-Werk auf die Bühne brachte. Zu den illustren Gästen dieser Geburtstagsparty gehörten unter anderem die Schlagzeuger Ginger Baker und Simon Phillips, die Gitarristen Clem Clempson und Gary Mooore, Saxofonist Dick Heckstall-Smith und die Stimmen Maggie Reilly und Pete Brown. Bruce kannte auch an diesen beiden Abenden keine Scheuklappen, keine Selbstbeschränkung. Nirgends gibt es eine Spur von „auf Nummer Sicher gehen“. Er spielt sich durch sein gesamtes Werke, nimmt den Avantgardisten am Klavier genauso mit wie den bodenständigen Blueser, den ekstatischen Fusion-Jazzer und den Rock-Erneuerer. Da ist Raum für intime Momente – Jack Bruce alleine am Piano – ebenso wie für kraftvolle Massenaufläufe mit kompletter Band. Da gib es eine nie gehörte Version von ›White Room‹ mit sattem Bläsersatz, und sogar Ginger Baker und Simon Phillips harmonieren an den zwei Drumsets. Das Konzert vermittelt den Eindruck einer nur grob geprobten Jam-Session mit lauter guten Freunden. Man hört den Kompositionen in diesem Kontext besonders deutlich an, wieviel Raum in ihnen schon angelegt ist für die eigenen Interpretationen der beteilgten Musiker. Selbstredend stehen die bekanntesten Cream-Hits am Ende dieser insgesamt fast vier Stunden Musik, manche davon gleich zweimal. Auch das ist mutig: Einmal mit Clem Clempson an der Gitarre, einmal mit Gary Moore. Letzterer schraubt das Energielevel mit einem Schlag deutlich in die Höhe und gibt einen Vorgeschmack auf den Sound, den das kurzlebige Powertrio Bruce Baker Moore auf seinem im folgenden Jahr (1994) veröffentlichten einzigen Albums verewigen sollte. Die Dokumentation auf der Bonus-DVD würdigt Jack Bruce in Musik und den Worten seiner Weggefährten als einen freien Geist, als Grenzgänger zwischen Rock, Jazz und Avantgarde.

8/10