Verrücktes Buch, verrückte Lesung
Wolfgang Burger und Hilde Artmeier lasen aus „Gleissender Tod“, Stadtbibliothek, Ettlingen, 14.2.2019
Ein Mann flieht von Lagos ach Deutschland. Neben ihm im Flieger sitzt eine nervige rothaarige Frau. Linda Wanzl. Erst nervt sie nur, später in Deutschland taucht sie wieder auf und wird zur Bedrohung. Vorher ist in Nigeria ein Transport mit Schmiergeld in einen Hinterhalt geraten. Ein Toter, mehrere Verletzte. Eine Verfolgungsjagd durch Europa beginnt. Was ist da passiert? Das Autorenpaar Wolfgang Burger und Hilde Artmeier hat am Freitagabend auf Einladung der Abraxas Buchhandlung seinen Thriller „Gleissender Tod“ vorgestellt.
„Es geht um Korruption in der dritten Welt, und um die Frage, was zu viel Geld mit Menschen macht“, erläutert Hilde Artmeier dem Publikum. Der Roman sei „etwas ganz anderes“, als das, was die beiden Autoren bislang geschrieben haben. Die turbulente Handlung wird aus der Perspektive von zwei Frauen und zwei Männern erzählt, wobei Burger die „Männerszenen“ und Artmeier die „Frauenszenen“ geschrieben hat. „Zu allen Hauptpersonen haben wir vorher einen Steckbrief geschrieben. Das ist wichtig, wenn man zusammen schreibt, damit man eine gemeinsame Vorstellung hat“, sagt sie. „Es ist ein verrücktes Buch, also haben wir uns für eine verrückte Lesung entschieden. Wir machen auch Lärm“, sagt Burger. Sie unterstützen ihre Lesung mit zahlreichen Fotos und Geräuschen. Geht jemand eine Treppe hoch, sieht man eine Treppe und hört Schritte. Ist von Schlangen die Rede, sieht man Schlangen. Die, so schmunzelt Burger, hätten bei bisherigen Lesungen manchen Zuhörer erschreckt., deshalb ruft er jetzt immer kurz vorher „Schlangenalarm,“ aus. „Gleissender Tod“ ist voll von Action und hat auch sonst alle Zutaten, die ein Thriller mit internationalen Schauplätzen eben so braucht, plus eine gehörige Portion schwarzen Humor. Das Erzäjtempo ist so hektisch wie die Lesung. Die Schauplätze wechseln ständig: Frankfurt, Lagos, Göttingen, Köln, Arnheim, Rotterdam, das Münsterland. Dort gibt es eine Tante Jo mit linksradikaler Vergangenheit. Sie hat zwei Hunde mit Namen Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht und verfügt ausserdem über ein imposantes Waffenlager. Richtogen Thriller-Sex zwischen zwei Menschen namens Eileen und Steven gibt es auch, oder besser einen „gemischtgeschlechtlichen Ringkampf“. Eileen ist begeistert, denn „sie genoss seine rauen Griffe und harten Stöße“. Am Ende der Lesung haben die Zuhörer erwartungsgemäß viele Fragen. Ja, es habe unheimlich viel Spaß gemacht, einmal zusammen ein Buch zuschreiben, antworten beide die naheliegendste. Und „beim Thriller schreiben kann man richtig die Sau rauslassen“, bekennt Burger.