„Seid nett zueinander!“
Der Kabarettist HG Butzko bei KiR in Rheinstetten, Schulaula, 16.6.2018
Foto Copyright: Peter Kronenberger
Einfach alle in einen Sack stecken, zumachen, Knüppel drauf. So klingt es bei HG Butzko: Abgeordneter ist „die Steigerung von abgelegt, abgewiesen und abgeheftet.“ Der Gelsenkirchener Kabarettist macht bei der KiR-Veranstaltung in der Aula des Rheinstettener Schulzentrums dabei einen auf Kumpel. Lässig, mit erkennbarer Dialektfärbung, klingt er wie der Kumpel in der Pilskneipe und lässt einen kabarettistischen Holzhammer nach dem anderen auf die Theke niedersausen.
Kabarett à la Butzko klingt in den ersten Minuten genau nach der Sorte Selbstbestätigungs-Veranstaltung, bei der man sich daran ergötzt, dass einer sagt, was man selbst eh schon zu wissen glaubt. Und es geht gerade weiter so. Unter Trump hätten sich die USA von einem Land der unbegrenzten Möglichkeiten in ein Land der unmöglichen Begrenztheit verwandelt. Butzkos Programm „Die memschliche Intelligenz oder: Wie blöd kann man sein?“ lebt denn auch eine ganze Weile von Behauptungen wie der, dass auf die gestellte Frage ein ganzes Volk die Antwort treffsicher geliefert habe. Das ist ungefähr von solcher analytischer Schärfe wie die Feststellung, Angela Merkel trage Hosenanzüge. Aber vielleicht braucht es diese Art von wenig reflektiertem Frontalangriff, um das durchaus begeisterte Publikum auf Betriebstemperatur zu bringen. Denn danach wird es besser.
Der Hilferuf „Herr wirf Hirn vom Himmel, oder Backsteine: Hauptsache du triffst“ ist der Auftakt zu einem teilweise brillanten, oft hinterfotzigen und immer pointierten Rundumschlag gegen AfD, Islamisten, Salafisten, organisierte Religionen und auch Journalisten: „Aasgeier haben mehr Anstand als Nachrichtenredaktionen.“ Butzko macht sich über den Islamisierungs-Wahnideen von Pegida genauso lustig wie über all jene, die nach einem Terroranschlag immer sofort zur Stelle sind, das habe alles mit dem Islam nichts zutun. „Das ändert nichts an der Tatsache, dass der Attentäter vorher den Koran gelesen hat!“ giftet Butzko, um dann gleich mit einer Reihe mörderischer Zitate aus dem Koran nachzulegen. Doch halt, nein – es ist alles aus der Bibel, was er da vorliest. Und passt letztlich zu seiner deutlich propagierten Ablehnung jeder Form organisierter Religion. „Alle Religionen sind absurd“ ist sein Credo, und er warnt obendrein vor gläubigen Atheisten, denn „ich will nicht glauben müssen, und ich will nicht nicht glauben müssen.“ Das einzige, woran er offensichtlich glaubt, ist ein radikaler Humanismus nach der Devise: „Seid nett zueinander“.
Dass er noch eine ganz andere Figur drauf hat, zeigt er gegen Ende des Abends: Er zieht seine Kumpel-Kappe vom kahlen Kopf, setzt sich eine Langhaarperücke auf und agiert für die kommenden Minuten wie ein bekiffter Fritz Teufel. Und stellt gute und wichtige Fragen: Der Mensch, der herausgefunden hat, dass man eine Kuh melken kann, was hatte der ursprünglich vor? Kann ein Neonazi als DJ arbeiten, wenn er den Unterschied zwischen 33 und 45 nicht kennt? Ein wunderbar lichter Moment absurder Hochkomik, den man diesem so bodenständigen Kerl so nicht zugetraut hätte – wüsste man nicht, dass diese Ausnahmenummer schon seit Jahren durch sein Programm geistert.