Face Value / Both Sides (Deluxe Edition)

Rhino / VÖ 29.1.2016. Originalveröffentlichung: Face Value (1981), Both Sides (1993)

Es ist beinahe rührend, wenn Phil Collins in den Liner Notes zu Face Value erklärt, viele Album-Tracks seien im Schatten von Hits wie In The Air Tonight untergegangen, man möge das doch bitte jetzt wieder entdecken. Kaum zu glauben, dass die Abermillionen Erstkäufer des immer noch frischen Face Value Albums nur den Überhit gehört haben sollen.

Ist doch hier wirklich die ganze Bandbreite von balladesken Schmusepop über Ethno-Anklänge bis knackigem Funk in hoher songschreiberischer Qualität vertreten. Viel klanglichen Gewinn bringt das Remastering nicht, dazu klang das Original einfach schon zu gut. Die Bonus CD beinhaltet Live-Mitschnitte, die eine gut aufgelegte Band bei der Routinearbeit zeigen, plus Demos. Ob das von Kassette (!) überspielte Heim-Demo von ›The Roof Is Leaking‹ mit Eric Clapton darunter mehr als ein Schmankerl ist, sei dahingestellt.

Both Sides ist Collins‘ erklärtes Lieblingsalbum. Man darf ihm glauben, das es sein persönlichstes ist – zumindest hat er alles auf diesem arg balladen-überfrachteten Album selbst gespielt und in seinem Heimstudio aufgenommen, auch den Gesang. Viele der Aufnahmen sind „first takes“. Und der Text von I’ve forgotten everything ist improvisiert, erfahren wir aus dem Booklet. Der beste Track des Albums wäre Take Me With You gewesen, wäre er denn auf die Scheibe gelangt. So ist er auf der Bonus CD gelandet und steht da konkurrenzlos herum als Schulbeispiel für einen wirklich intelligenten, ästhetisch ansprechenden Popsong, Eine Nummer voll Melancholie und vager Hoffnung. Ähnlich überzeugend ist die Unplugged Version des Titelsongs, die – durchaus üppig instrumentiert – Gospelanklänge hat und von einer wunderbaren Hammondorgel unterfüttert ist. Auch auf diesem Bonus fehlen leider, wie bei Face Value, Hinweise , wann und wo die ergänzenden Live-Aufnahmen gemacht wurden.

Face Value 8/10

Both Sides 6/10