Musik als komische Sprache

Faltsch Wagoni im Jubez, Karlsruhe, 14.2.2009

Er fängt an, auf der singenden Säge „O sole mio“ zu spielen, und da merkt sie umgehend an, sie habe schon immer ein Soloprogramm machen wollen. Was ihm wiederum Gelegenheit gibt, mit einem beiläufigen „Ohne mich!“ zu antworten. Will man denn einen roten Faden in diesem „Best of“ Programm sehen, dass das Musikkabarettisten-Duo Faltsch Wagoni (Silvana Prosperi und Thomas Busse) am Samstag im Jubez aufführte, dann mag es im weitesten Sinne der Kampf der Geschlechter sein. Dem nähren sich die beiden zumeist mit dem Mittel des Wortspiels. Hinlänglich subtil, selten grobklotzig. Lösungen werden nicht angeboten. Stattdessen gibt es musikalisch mit vielfältigen Mitteln in Szene gesetzte Frage- und Ausrufezeichen.

Zum Einsatz kommen eine Gitarre, ein Bass, eine singende Säge und diverse percussive Elemente, unter anderem ein Lederrock und ein großer blauer Gymnastikball. Auf dem sitz Silvana Prosperi weltverloren und singt zu jazzigen Akkorden und schrägen Takten „Meine Gesellschaft ist mir zu wenig“. Dann wieder braucht sie nur ein großes Stück Styropor, um eine stupende Rhythmusgitarre zu schrappen. Der Wortwitz liegt nicht so sehr im „auf die Pointe hindichten“, sondern mehr im berauschenden Glanz der geschliffenen Formulierung. „Wenn es Nacht wird über unserem Bett, der Mond scheint parasitär und fettt…“ etwa ist ein Versprechen, dass nicht alle Texte einlösen können: Das Versprechen des unvorhersehbaren, absurden, Wenn sie zum Thema Jugendwahn im Alter etwa „Wir gehen nicht aufs Abstellgleis, nein wir geh’n in Rentners’ Paradise“, reimen, dann ist das gemessen an den sprühenden musikalischen Ideen doch einen Tick zu konventionell.

Anmoderationen wie die Folgende versöhnen: „Lasset uns nun gemeinsam im Wohlweh suhlen und die heilenden Kräfte des Jammerns beschwören“ ist die eine Einleitung zur „Melodie Of Maladie“, einer Orgie des Ächzens und Klagens. Dass es sich anböte, dem deutschen Konjunktiv Hymnen zu singen, dürfte jedem bewusst sein, beschäftigte er sich nur gelegentlich mit der Schönheit deutscher Grammatik. Und so tun sie es, erhebende Minuten und Aberminuten lang, bis hin zu einer der entscheidenden Fragen überhaupt: „Was wäre, wenn Du mir Brötchen bükst?“. Und wenn Thomas Busse den vom Joggerwahnsinn befallenen Jogger gibt, der in einer mit Kies gefüllte Plastikwanne auf der Stelle rennt, stoisch-rhythmisch dazu Mundharmonika spielt und im Refrain im Maschinen Stakkato verkündet „Jogger dir einen“, dann kommt untern Strich sogar so etwas wie ein gesamt-philosophisches Motto nicht nur diese „modernen Wanderliedes“ heraus: „Der Mensch geht, der Weg bleibt“..