Paradox Hotel

(SPV / Inside Out) 7 VÖ: 4.4.2006

The Flower Kings kennen kaum Grenzen: Keine musikalischen und kaum zeitliche. 140 Minuten mussten es dieses Mal also sein. Gitarrist Roine Stolt hat fast alles geschrieben.

Stolt ist eine Ausnahmeerscheinung in dieser Musikrichtung: Nicht die rotlackierte Hackfressengitarre (die sich der gemeine Progrock–Gitarrist sonst gerne aus den nervösen Fingern zwirbelt) ist sein Metier, sondern eher bodenständige Spielweise. Die auch mal nach dem Motto: Weniger ist mehr funktioniert. Wenig Breitbeinigkeit, dafür umso mehr Weitschweifigkeit. Stücke von 21 Minuten Spieldauer müssen wohl sein. Aus der Zahl Ideen, aus denen andere 20 Songs machen, basteln diese Schweden mal einen. Die Brüche und Stimmungswechsel wirken dennoch meist nicht gewollt akademisch, sondern fast zwingend. Die Band interpretiert die kochkomplexen Klanggebilde so erdverbunden, dass kaum der Verdacht bildungsbürgerlich angeeigneter Gelehrtheit aufkommt, schon weil sie im Gegensatz zu anderen Genrekollegen auch jazzige Grooves spielen können. Sie fühlen sich hörbar zu Hause in einer musikalischen Gefühlswelt, die aus dem England der frühen 70er Jahre stammt. So wohl, dass man die Überlänge des Albums fast verzeihen mag. Aber nur fast. 

7/10