Nostalgie und Wohlklang

Frontm3n Open Air bei der Kulturhalle Remchingen, 29.7.2021

The Hollies, Sweet und 10cc stehen jeweils für eine eigene musikalische Facette erfolgreicher Popmusik, die vor allem in den 70er-Jahen ihre beste Zeit hatte. Die Frontm3n Peter Howarth (Hollies), Pete Lincoln (Sweet) und Mick Wilson (10cc), die am Donnerstagabend bei der Kulturhalle Remchingen auftraten, sind zwar nicht die Originalsänger ihrer Bands, aber sie tragen die Tradition ehrenhaft weiter. Die wiederum viel mit ausgefuchsten Gesangsarrangements zu tun hat.

Deshalb ist auch die Idee so naheliegend wie bestechend, diese Musik in sparsamen, weitgehend akustischen Versionen zu präsentieren. So können die Gesangsqualitäten des Trios umso strahlender leuchten. Man hört es besonders gut in der raffinierten Mehrstimmigkeit der 10cc-Hits „The Things We Do For Love“ und „ I’m Not In Love“.

Es kann sogar vorkommen, dass das Gespann „Coco“ und „Poppa Joe“, zwei der Bubblegum-Hits von Sweet, schon beinahe nach erwachsener Popmusik klingt. Wie überhaupt die neuen Arrangements aus so manchem Song eine gewisse Zeitlosigkeit herauskitzeln, die über den schnellen wohlfeilen Ruhm als Golden Oldie hinausweist. So gewinnt etwa „Love Is Like Oxygen“ von Sweet eine drängende Intensität, obwohl in der neuen Version das ursprüngliche Hardrock-Gitarrenriff garnicht stattfindet. Das Publikum erkennt es und feiert es trotzdem ab. Howarth. Lincoln und Wilson zelebrieren auch ihre gemeinsame Vergangenheit: 1990 sind sie als Bandmitglieder von Sir Cliff Richard aufgetreten, ihm zollen sie Tribut mit einer atmosphärischen Version seines Hits „Carrie“.  

Zusätzliche Sympathiepunkte verdienen sich die „Frontmänner“ durch ihren gediegenen, charmanten Altherren-Humor. Da versuchen sie immer wieder das Wort „Remchingen“ unfallfrei auszusprechen, da wird für den Kauf von Fan-Artikeln mit der Bemerkung geworben: „Jeder Euro ist für die Kinder. Für unsere Kinder.“ Pete Lincoln hat die Lacher auf seiner Seite, als er in „All At Sea“ ausnahmsweise die elektrische Gitarre auspackt und ein vollkommen unpassendes wildes Gitarrensolo spielt. „Auf den Plakaten stand doch: Einakustischer Abend“, lacht Mick Wilson. „All At Sea“ ist einer der eigenen Songs des Trios. Die reihen sich allesamt gut ein in die Klassiker-Parade und hätten in der Radiowelt der 70er sicher ihre Chance auf Heavy Rotation gehabt. Das Publikum wiederum beweist durchaus auch Humor: Als Pete Lincoln – der neuerdings auch noch den Platz am Mikro bei Smokie eingenommen hat – „Living Next Door To Alice“ anstimmt, schmettert es ihm aus gut 100 Kehlen laut und deutlich entgegen „Who The Fuck is Alice?“. Und dann gibt es wieder Hits, Hits, Hits, als Wechselbad der Tempi und Stimmungen: „The Air That I Breathe“ folgt „Ballroom Blitz“ und darauf zwingend der laute Ruf nach Zugabe.