Notes from San Francisco

Eagle Records / VÖ: 17.5.2011

Das verlorene Album

Voilà: Rory Gallaghers „lost album“, entstanden zwischen November 1977 und Januar 1978, nach Calling Card und vor Photo Finish. Daniel, der Neffe des Gitarristen hat die Bänder nun restauriert, und das Album erweist sich als eine respektable Songkollektion, die heute niemand in Frage stellen würde, wäre sie damals so veröffentlicht worden.

Unter den bisher unbekannten Songs sind Perlen wie Persuasion, das Gallaghers Variationsmöglichkeiten innerhalb eines scheinbar eng gesteckten Rahmens einmal erneut unter Beweis stellt. B Girl überrascht mit einem schweinischen Orgelsolo von Lou Martin, Cut a Dash, einer der drei Bonustracks schlägt eine funky Note an. Vier Songs tauchen auf Photo Finish später in veränderter Form wieder auf. Was Vergleiche ermöglicht, die meist leicht zugunsten der späteren, härteren und konzentrierteren Trio-Versionen ausfallen. In seinen Erinnerungen „Riding Shotgun“ beschreibt Bassist Gerry McAvoy die Aufnahmesessions mit Produzent Elliot Mazer als Dauerkonflikt. Furcht bar sei es gewesen, Mazer habe „verrückte Sachen“ gemacht, etwa eine unsäglich Bläsersektion auf Brute Force And Ignorance‹ aufgepfropft. McAvoy fand die Entscheidung seines Chef, das Alum in den Giftschrank zu stellen, richtig. Möglicherweise war Gallagher gedanklich schon auf dem Weg zurück zum Trio und hielt das Album deshalb unter Verschluss. Für die Aufnahmen von Photo Finish jedenfalls werden Drummer Rod de Ath und Pianist Lou Martin gefeuert, Ted McKenna wird der neue Drummer, und Gallagher tritt in seine „Hardrockphase“ ein, die mit einem fulminanten, wenn auch klanglich suboptimalen Konzertmitschnitt von 1979 auf der zweiten CD dokumentiert ist.

8/10