GTR (Deluxe Edution)
Esoteric Recordings / VÖ: 28.8.2015. Originalveröffentlichung 1986
Es war eine verrückte Idee: Steve Hackett und Steve Howe, zwei Gitarrenmeister des Progrock, deren Spiel kaum unterschiedlicher sein könnte, zusammen in einem kommerziellen Projekt, in dem sie nur einen Bruchteil ihres Könnens zeigen konnten oder wollten. Das Kalkül schien aufzugehen. Hackett wird im Booklet zitiert: »14 jährige Mädchen schrieben mir, dass sie ein Poster von mir an der Wand hätten und von mir träumen!«
Musikalisch ist das Album ein Leichtgewicht, das den Spagat zwischen Anspruch und Kalkül nicht im Ansatz schafft. Die zwei bekanntesten Songs ›When The Heart Rules The Mind‹ und ›The Hunter‹ allein offenbaren das ganze Dilemma. Ersterer will offenbar Asia Konkurrenz machen, aber wenn ein Klischee-Refrain auch noch von einem gesichtslosen Sänger (Max Bacon) gesungen wird, landet es unverzüglich als Rohrkrepierer. Da hilft auch der wie eingeklebt wirkende progressive Break nicht. ›The Hunter‹ – von Produzent Geoff Downes – gecshrieben, verwechselt riesengroße Hallräume mit Größe. Dieser aufgeblasene Sound steht auch dem Rest dieses einzigen GTR-Studiowerkes nicht gut. Songs, die im übrigen klingen wie aufgemotzte Sonderangebote von der Resterampe der beiden Protagonisten. Downes‘ Produktion lässt die Musik hinter einer Milchglasscheibe verschwinden, der Gesang steht scharf und schrill weit vor den verschwommenen Instrumenten. Als Bonus gibt es den Mitschnitt eines Konzerts in Los Angeles vom Juli 1986, der wie die Pflichtübung einer Band klingt, die keine gemeinsame musikalische Identität gefunden hat. Bassist Phil Spalding wird zum Zusammenspiel der Gitarristen auf der Bühne mit den Worten zitiert: »Es war okay, wenn nur einer von beiden spielte. Wenn sie zusammen spielten, fühlte es sich an, als sei man in einen Atomkrieg geraten.« Der eigentliche Mehrwert dieser Wiederveröffentlichung eines schlecht gealterten Albums ist das Booklet, das unter anderem in solchen Interview-Zitaten vorführt, warum das Projekt scheitern musste. Dazu muss man nicht mal zwischen den Zeilen lesen können.
5/10