Better Than Home
Mascot / VÖ: 13.4.2015
Im Orkan der Gefühle
Die Produzenten Michael Stevens und Rob Mathes glaubten, die Sängerin habe sich bisher hinter musikalischen Fassaden versteckt und sei nie ganz zum eigentlichen Kern ihrer Stimme vorgedrungen. Mit ihren Blues- und Rockalben habe sie sich immer hinter Fassaden versteckt. Haben sie mit ihrer Produktion etwas überraschend Neues aus Beth Hart herausgekitzelt?
Kaum. Die Stimme steht einen Tick weiter im Vordergrund, die Instrumentierung ist meist spartanisch zurückhaltend, aber die Intimität einer schonungslosen Seelenschau hat sie auch auf ihren vorangegangen Alben schon erreicht. Das dezent soulige ›Might As Well Smile‹ eröffnet den Songzyklus mit einem fast trotzigen Bekenntnis zu einer positiven Lebenshaltung. Immer wieder nimmt Hart den Hörer mit auf eine Achterbahnfahrt der Gefühlke, oft in einem Song. Perfekt beherrscht sie Steierungen von intim-verhalten bis zu aufbrausend in einem Kontext meist langsamerer Songs. In ›Better Than Home‹ einer klassischen Singer/Songwriter-Ballade mit einer wunderbaren Endlos-Melodie, lässt sie ihrem Vibrato freien Auslauf, ohne dass es affektiert wirkt. ›Trouble‹ fällt aus dem Rahmen, stampft mit lauter Gitarre und zackigen Bläsern wie ein Elefant durch einen Laden, im dem ansonsten nur feinstes Porzellan ausgestellt ist. Als Fan der Rock-Rampensau Beth Hart mag man sich manchmal mehr Biss wünschen. Aber wie diese Frau es schafft, gleichzeitig vordergründig introvertiert-nachdenklich, andererseits geradezu exhibitionistisch-ausdrucksstark zu klingen, das ist schon atemberaubend. Streicher bräuchte man ihr dafür nicht spendieren. An keiner Stelle, nicht eine Sekunde lang.
8/10